Brüdergemeinde erinnert an Missbrauchstaten in Heimen
n-tv
Stuttgart/Korntal (dpa/lsw) - Acht Jahre nachdem jahrzehntelanger Missbrauch und sexuelle Gewalt in ihren Heimen bekannt geworden war, hat die evangelische Brüdergemeinde in Korntal und Wilhelmsdorf an die Geschehnisse erinnert und der Opfer gedacht. Am Samstag wurden drei Mahnmale eines Darmstädter Künstlers auf dem Gelände der drei Kinderheime aufgestellt und ein Schuldbekenntnis verlesen. Anschließend versammelten sich etwa 100 Menschen für einen Schweigemarsch zur Stadthalle.
Die Gedenkveranstaltung sei ein wichtiger Beitrag zur Verarbeitung des Geschehenen, sagte ein Sprecher der Brüdergemeinde. Man sehe sie als "Ansporn für künftige Generationen, dass sich Ähnliches nie mehr wiederholt".
Aus den Berichten von Betroffenen und Gesprächen hatte sich in den vergangenen Jahren ein schreckliches Bild der Heimerziehung in Baden-Württemberg ergeben. In der Evangelischen Brüdergemeinde Korntal hatten Kinder von den 1950er bis in die 1980er Jahre körperliche und sexualisierte Gewalt erlebt. Dutzende Täter sind bekannt, vor allem Betreuer und Angestellte. Hunderte von Fällen sind dokumentiert - aber die Taten juristisch verjährt.
Die Mitglieder der 1819 gegründeten Brüdergemeinde Korntal im Kreis Ludwigsburg zählen sich zu den Pietisten, die als besonders konservative Strömung im Protestantismus gelten. Sie sehen die Bibel als das offenbarte Wort Gottes und legen Wert auf eine intensive Auseinandersetzung mit der Heiligen Schrift.