Bosnien und Herzegowina: Wie Muslime und Katholiken in der Schule getrennt werden
DW
In einer Schule in der bosnischen Stadt Žepče werden Schüler unterschiedlicher Ethnien getrennt voneinander unterrichtet. Schülerinnen, Eltern und LehrerInnen kämpfen für eine Veränderung - doch die Schule hält dagegen.
Von außen wirkt der Schulhof der "Srednja mješovita škola Žepče", auf Deutsch etwa "gemischte Mittelschule Žepče", wie ein ganz normaler Pausenhof: Die Schüler lachen, unterhalten sich, tippen auf ihren Handydisplays herum.
Doch als ich das Gebäude betrete, sehe ich noch einmal zwei Eingänge: rechts einen für die ethnischen weitgehend katholischen Kroaten, links einen für die weitgehend muslimischen Bosniaken. Die Flure und Klassenräume beider Seiten sehen gleich aus, doch unterrichtet werden die Schüler nach Ethnie getrennt - von unterschiedlichen Lehrkräften.
Es gibt sogar zwei verschiedene Schulglocken, die zeitversetzt klingeln. Damit sich die Schüler der verschiedenen Ethnien nicht im gemeinsamen Eingangsbereich begegneten, erklärt die 17-jährige Schülerin Lana Muslić. Einige Lehrer hätten den Grund für das unterschiedliche Klingeln bestätigt. "Sie versuchen nicht einmal, die Segregation vor uns zu verstecken", sagt Sajra Efendić, Lanas Mitschülerin.
"Wir haben unterschiedliche Feiertage, unterschiedliche Ferientage, gehen nicht zur gleichen Abschlussfeier", erklärt Lana weiter.
In Bosnien und Herzegowina gibt es laut der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) 56 Schulen (Stand 2018), in denen Schüler verschiedener Ethnien zwar unter einem Dachm, aber getrennt voneinander unterrichtet werden. Das System ist auch als "Zwei Schulen unter einem Dach" bekannt: Ein Relikt aus dem Bosnienkrieg, in dem zwischen 1992 und 1995 Bosniaken, Serben und Kroaten gegeneinander kämpften, mehr als 100.000 Menschen starben und etwa 2,3 Millionen Menschen vertrieben wurden.