Boris Johnson: Mitarbeiter-Exodus beim britischen Premierminister
Frankfurter Rundschau
Boris Johnson scheint die Kritik wegen der Partys im Lockdown unter seiner Beteiligung aussitzen zu wollen. Aus seinem Team treten jetzt wichtige Personen zurück.
Update vom 04.02,2022, 09.00 Uhr: Boris Johnson verliert zunehmend das Vertrauen wichtiger Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Binnen Stunden traten am Donnerstag (03.02.2022) vier Führungskräfte seines Teams zurück: Stabschef Dan Rosenfield, Privatsekretär Martin Reynolds, Kommunikationschef Jack Doyle und Chef-Politikberaterin Munir Mirza.
Mirza, die 14 Jahre lang für Johnson gearbeitet hat, hielt ihm vor, sich nicht für umstrittene Äußerungen über den Chef der oppositionellen Labour-Partei, Keir Starmer, entschuldigt zu haben. Die Beweggründe der Männer wurden zunächst nicht bekannt. Aus Konservativen-Kreisen verlautete, drei Mitglieder des Johnsons-Teams stünden in direkter Verbindung mit den weithin kritisierten „Lockdown-Partys“. Ihr Rückzug deute auf einen Neustart-Versuch hin.
Der Regierungschef hatte Starmer am Montag (31.01.2022) in einer hitzigen Parlamentsdebatte vorgeworfen, es in seiner Zeit als Chef der Staatsanwaltschaft versäumt zu haben, den bekannten, inzwischen verstorbenen Rundfunk-Moderator Jimmy Savile wegen sexuellen Missbrauchs in Hunderten Fällen anzuklagen. Starmer war in seiner Funktion aber nicht dafür zuständig, auch wenn diese Behauptung in den sozialen Medien kursiert. Johnsons Wiederholung entsprechender falscher Darstellungen rief Kritik auch in den eigenen Reihen hervor.
Auch Finanzminister Rishi Sunak kritisierte den Premierminister für dessen Angriff auf den Oppositionspolitiker. Auf die Frage, ob Johnson sich hätte entschuldigen sollen, sagte Sunak: „Um ehrlich zu sein, ich hätte das nicht gesagt, und ich bin froh, dass der Premierminister seine Äußerungen klargestellt hat.“ Sunak gilt als Favorit für den Posten des Premierministers, sollte Johnson zurücktreten müssen.
Update vom 03.02.2022, 12:30 Uhr: „Partygate“-Skandal? Brexit-Chaos? Erschütternde Corona-Zahlen? Alles egal. Der britische Premierminister Boris Johnson gibt sich trotz all der Probleme und Skandale in Großbritannien kämpferisch. Er strebe eine Wiederwahl bei der für 2024 geplanten Parlamentswahl an, sagte Johnson der Zeitung The Sun (Donnerstag, 03.02.2022). „Ich habe noch viel vor“, betonte Johnson. „Ich erledige meinen Job und ich werde dies tun, solange ich das Privileg und die Ehre habe, in dieser Position zu dienen.“ Der Premier sagte, er sei „sicher nicht erledigt“.