Bootsunglück: Küstenwache-Kapitän legt Protokoll vor
n-tv
Noch immer ist unklar, wie es zu dem verheerenden Bootsunglück vor der griechischen Küste kommen konnte. Überlebende werfen einem Kapitän der Küstenwache vor, die Tragödie mitverursacht zu haben. Der Kommandeur nimmt in einem Protokoll zu den Anschuldigungen Stellung.
Nach dem Schiffsunglück im Mittelmeer mit mutmaßlich mehreren Hundert ertrunkenen Flüchtlingen und Migranten aus Afrika hat sich der Kapitän eines Boots der griechischen Küstenwache gegen Vorwürfe zur Wehr gesetzt. Die griechische Zeitung "Kathimerini" veröffentlichte das Protokoll eines Berichts, den der Kommandeur des Patrouillenboots 920 seinen Vorgesetzten gegeben habe. Demzufolge bot der Kapitän dem völlig überfüllten Fischkutter etwa zwei Stunden vor dem Unglück Hilfe an - was von dort aber abgelehnt worden sei.
Das Boot war am Mittwoch mit bis zu 700 Menschen an Bord südwestlich von Griechenland gesunken. 104 Menschen wurden gerettet, 78 tot geborgen. Alle anderen wurden wohl in die Tiefe gerissen. Die Suche nach weiteren Überlebenden brachte keinen Erfolg. Von vielen Seiten gibt es Vorwürfe, dass der Kapitän bei der Entdeckung des Kutters nicht eingeschritten sei. Einige Medien zitierten Überlebende, die Küstenwache habe den Untergang des Boots sogar erst verursacht, indem sie es Richtung Italien habe schleppen wollen.
Dem Protokoll zufolge wurden der Kapitän und seine Crew bereits am Dienstag gegen 15 Uhr vom maritimen Such- und Rettungszentrum im griechischen Piräus über das in Not geratene Boot informiert. Das Patrouillenboot habe sich dann sofort auf den Weg in die Region gemacht. Der Kutter sei gegen 23 Uhr von einem Frachtschiff entdeckt worden. Die Küstenwache habe sich dem Boot um 23.40 Uhr auf etwa 200 Meter genähert und Hilfe angeboten.