
Boomerang Kids - zurück ins "Hotel Mama"
DW
Zwischen Versagensängsten und Schuldgefühlen: Die Pandemie hat viele junge Menschen zurück unter das Dach ihrer Eltern gezwungen - und den "Nesthockern" das Leben noch schwerer gemacht.
Wenig hat sich im alten Kinderzimmer getan. Das Bett und die Poster von früher. Der Schreibtisch bedeckt mit einer dünnen Schicht Staub. Faissal Sharif verließ sein Heimatdorf in der hessischen Provinz jung. Mit gerade einmal 18 Jahren hinaus in die weite Welt. Weg von "Hotel Mama" für die Meilensteile des Lebens: Studium, Reisen, Arbeit, eine eigene Familie. Doch nun, mit 24 Jahren, sitzt er wieder in den alten vier Wänden - unfreiwillig. "Es gab Zeiten, in denen ich das Gefühl hatte, gescheitert zu sein", öffnet sich Faissal.
Das ist Mitte 2020. Eigentlich stünde der Student der Neurowissenschaften jetzt tagsüber in einem Labor in London, umringt von seinen 40 internationalen Kommilitonen des Imperial College. Abends hätten sie das Nachtleben im Szeneviertel Shoreditch unsicher gemacht und auf Konzerten von Skepta, Stormzy und Dave zu UK-Drill abgefeiert. Doch Faissals Alltag ist jetzt eher das Gegenteil: "Eigentlich hatte ich mich, neben dem Studium, auf viele coole Aktivitäten gefreut. Aber dann war London wie ausgestorben." Die Pandemie hatte das Leben zum Stillstand gebracht. Kein Forschungspraktikum, kein Feiern, keine Freude.