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BND-Präsident: Lage in Afghanistan falsch eingeschätzt

BND-Präsident: Lage in Afghanistan falsch eingeschätzt

n-tv
Thursday, July 04, 2024 07:09:32 PM UTC

Der Bundesnachrichtendienst hat 2021 nicht mit einer so raschen Eroberung Kabuls durch die Taliban gerechnet. Das räumt BND-Präsident Kahl jetzt vor einem U-Ausschuss ein. Der Geheimdienst habe seine Prognosen damals aber an "Kippunkte" geknüpft, die direkt eingetreten seien.

Der Präsident des Bundesnachrichtendiensts, Bruno Kahl, hat eine Fehleinschätzung des Tempos der islamistischen Taliban eingeräumt, mit dem sie 2021 die afghanische Hauptstadt Kabul einnahmen. Der BND habe jahrelang ein zuverlässiges Lagebild für die Bundeswehr erstellt, das des Öfteren Leben gerettet habe, sagte Kahl im Afghanistan-Untersuchungsausschuss des Bundestags in Berlin. Und auch, dass die Taliban ein "Emirat 2.0" errichten wollten, sei richtig eingeschätzt worden. "Was wir nicht korrekt vorausgesehen haben, ist das Drehbuch, das auf den letzten Zentimetern abgelaufen ist", räumte er im Zusammenhang mit dem Vorrücken der Taliban aber ein.

Dass die Geschwindigkeit der Taliban "auf der letzten Meile zugenommen hat, ist auch uns nicht verborgen geblieben", sagte Kahl. Dies habe man gesehen, beschrieben und in die prognostischen Teile der Lageberichte eingebaut. Die alles entscheidende Frage sei damals aber gewesen: "Was bedeutet die Entwicklung für die Hauptstadt Kabul." Hier sei der BND wie alle anderen vor Ort präsenten Geheimdienste davon ausgegangen, dass die afghanischen Sicherheitskräfte länger durchhalten und nicht gleich kapitulieren würden, sagte Kahl. Es habe sich aber als Fehleinschätzung erwiesen, dass Kabul nicht schon am Wochenende 14./15. August 2021 fallen würde, räumte der BND-Präsident ein. Auch andere befreundete Dienste hätten keine entsprechenden Hinweise gehabt.

Der BND habe seine Voraussagen damals an Bedingungen geknüpft - sogenannte Kipppunkte, die man schon vor der Sitzung des Krisenstabs im Auswärtigen Amt am 13. August auch schriftlich benannt habe, sagte Kahl. Man habe damals deutlich gemacht, dass die Prognosen hinfällig sein würden, wenn diese Kipppunkte eintreffen würden. Dazu zählten die nahezu vollständige Isolierung der Hauptstadt Kabul, die Einnahme von Provinzzentren in deren Großraum sowie der Abzug der US-Streitkräfte und eines Großteils der Botschaften. Diese Punkte seien aber unmittelbar nach der Krisensitzung bis zum 15. August eingetreten. Damit sei die Prognose des BND hinfällig gewesen, sagte Kahl.

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