
Blamage für Deutschland
Frankfurter Rundschau
Die Fußball-Bundesliga schafft es nicht, 22 Spieler zu Olympia nach Japan zu schicken - ein Armutzeugnis,
Eigentlich reicht ein Name, um dem deutschen Fußball noch einmal die Werthaltigkeit eines olympischen Turniers vor Augen zu führen: Serge Gnabry. Beim FC Arsenal durfte der Tempodribbler bis 2016 im Profiteam nie richtig beschleunigen, bis ihn der Menschenfänger Horst Hrubesch in sein Olympiaaufgebot aufnahm. Und siehe da: Plötzlich war Gnabry in aller Munde. Im Zeichen der Olympischen Ringe verblüfften Ballfertigkeit und Geschwindigkeit, und bald jagte die halbe Bundesliga den gebürtigen Schwaben, der über Umwege schließlich beim FC Bayern landete. Doch irgendwie will sich kaum einer an die schöne Geschichte vom schnellen Serge erinnern. Stefan Kuntz und seine Helfer hatten fünf Jahre danach allergrößten Mühe, genügend Spieler für das Olympiateam zusammenbekommen. Letztlich passiert das, was der Erfolgstrainer aus dem deutschen Nachwuchs eigentlich als Horrorszenario an die Wand gemalt hatte: Deutschland sollte sich nicht die Blamage geben, dass nicht genug Leute da sind, um 22 Mann nach Tokio zu schicken. Genau das aber nun passiert. Dass das Aufgebot mit 18 Spielern, darunter drei Torhütern, für diese enge Taktung und bei den erwarteten klimatischen Bedingungen deutlich zu klein, steht außer Frage. Kuntz kann einerseits die Bedenken verstehen, aber andererseits ist es ein Armutszeugnis für den um Anschluss ringenden deutschen Fußball, der die Zeichen der Zeit nicht erkannt hat: Internationale Erfahrung auf dieser Ebene ist durch nichts zu ersetzen.More Related News