Black Friday: Die umstrittene Konsumschlacht
DW
Zwar dämpft die hohe Inflation die Konsumstimmung, weil die Menschen im Lande ihr Geld zusammenhalten. Für den Black Friday gilt das laut Umfragen aber nicht. Verbraucherschützer warnen vor Fallstricken.
Preise vergleichen, um möglichst günstige Schnäppchen abzugreifen - diese Devise gilt für die meisten Konsumenten in diesem Jahr besonders. Denn die hohe Inflation zwingt viele Menschen, genau auf ihre Ausgaben zu schauen. So geben in einer Umfrage des Digitalverbandes Bitkom über zwei Drittel der Befragten an, sich aktuell sorgfältiger zu überlegen, was sie eigentlich brauchen. Ebenso geben die Menschen an, verstärkt nach Sonderangeboten und Rabattaktionen Ausschau zu halten.
"Die Menschen in Deutschland wollen auf das Geld gucken und viele müssen auch auf das Geld gucken", sagte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder gegenüber der DW. "Der Black Friday und die Cyber Week waren für Verbraucher wahrscheinlich noch nie so wichtig wie in diesem inflationsgebeuteltem Jahr 2022."
Das führt offenbar dazu, dass die Umsätze in der Cyber Week vor allem im Online-Handel weiter steigen werden - auch in diesem Jahr. Der Handelsverband HDE schätzt nach eigenen Umfragen, dass die Online-Händler am Freitag und dem darauf folgenden Cyber-Montag 5,7 Milliarden Euro hierzulande umsetzen werden. Das entspricht einem Plus von satten 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr. "Die Wachstumsgeschichte des Black Friday und des Cyber Monday setzt sich auch unter den aktuell schwierigen Rahmenbedingungen und trotz der schlechten Konsumstimmung fort. Viele Kundinnen und Kunden gehen jetzt erst recht auf Schnäppchenjagd und wollen die Angebote der beiden Tage nutzen", so auch der stellvertretende HDE-Hauptgeschäftsführer Stephan Tromp.
Allerdings wachsen gerade in diesen Zeiten die Bäume nicht in den Himmel. Der voraussichtliche Ansturm auf Online-Schnäppchen dürfte zu Lasten des stationären Handels in den Innenstädten gehen: Die Konkurrenz durch Amazon, Ebay oder Zalando macht den Einzelhandelsgeschäften ebenso wie den Warenhäusern das Leben seit Jahren schwer. Das ist auch eine der Ursachen für die erneute Insolvenz der Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof. Deren Webseite ist in diesen Tagen in Schwarz-Weiß gehalten - eben mit Angeboten zum Black Friday. Wenn, dann werden Kundinnen genau hier einkaufen - im Internetangebot der Warenhäuser. Laut Bitkom will fast die Hälfte der Befragten am Black Friday online shoppen. Auch deswegen, weil man hier die Preise gut vergleichen kann. Nur fünf Prozent geben an, den stationären Handel am Freitag ansteuern zu wollen.
Verbraucherschützer warnen derweil vor Bauernfängerei. So spricht die Verbraucherzentrale Bremen gar von einem "Shopping-Wahnsinn" - mit vermeintlichen Angeboten zum Sparen bis die Kreditkarte glüht. "Dass Sie gerade jetzt das Schnäppchen des Jahres machen, ist eher unwahrscheinlich", sagte Katja Nonnenkamp-Klüting von der Verbraucherzentrale Bremen. "Die Preise werden erfahrungsgemäß schon Wochen vorher hochgesetzt, damit man jetzt mit großen Rabatten locken kann."