Bizet & mehr: Die Moden des Exotischen
Frankfurter Rundschau
Zum Finale präsentierte sich das Rheingau Musik Festival schmissig mit spanischen und ungarischen Klängen
Das Abschlusskonzert fand im Freien statt: im Klosterhof der ehemaligen Eberbacher Zisterzienser-Anlage. Ein Glücksfall im doppelten Sinne, denn der Himmel war sonnenklar und 1500 Zuhörer statt der 400, die heuer nur in die Basilika gedurft hätten, konnten den spanisch-ungarischen Klängen des Rheingau-Musik-Festival-Finales lauschen. Allerdings war das kein Folklore-Konzert, sondern jenen Moden des Fremden und Exotischen gewidmet, die von den Turquerien und Chinoiserien bis zu den Ragtime-, Reggae- oder Fernost-Wellen die Musikgeschichte bis heute durchziehen. Georges Bizets „Carmen“ klang auf (Ouvertüre) und die korrespondierende „Carmen-Fantasie“ des sich die Exotik-Schmankerl selbst auf den Leib schneidernden Violinvirtuosenkomponisten Pablo de Sarasate, von dem auch seine „Zigeunerweisen“ erklangen. Auch 100 Jahre vor dem Rheingau Musik Festival schon verlangte der Musikbetrieb nach solchen klanglichen Frischzellenkuren, die authentische Folklore, ob in Klassik oder Pop eingelegt, meist nur in homöopathischer Dosis enthalten. 100 000 Menschen suchten heuer das musikalische Rheingau-Erlebnis – eine stattliche Zahl angesichts der Abstandsgebote, die das Platzangebot radikal reduzierten und Nervpotential hatten mit dem bei jedem Termin neu auszustellenden Persilschein. So mussten sich die Veranstalter mit einer 86-prozentigen Auslastung des Platzangebots begnügen.More Related News