
Bitte, sehen Sie selbst, was ich sehe!
Die Welt
Schon mit ihren ersten Bildern beschwor Georgia O’Keeffe allerlei Projektionen weiblicher Sexualität herauf. Dabei beteuerte sie, nur Blumen zu malen. Mit ihrem großen Werk hat die Malerin Amerika eine eigene Stimme verliehen.
Die erste Präsentation ihrer Werke in einer Galerie geschah ohne ihre Kenntnis und Einwilligung. Darüber war sie sehr verärgert. Alfred Stieglitz, der bedeutende Fotograf und Inhaber der New Yorker Galerie „291“, konnte sie nur mit Mühe dazu bewegen, ihre Bilder an den Wänden zu belassen, immerhin der führenden Galerie der amerikanischen Avantgarde.
Die Anekdote, sie spielt im Jahr 1916, sagt viel darüber aus, was Georgia O’Keeffe als Künstlerin ausmachte. Zum einen, dass sie einen starken Willen besaß und sich von niemandem etwas vorschreiben ließ, auch nicht von einer so gefeierten Größe wie Alfred Stieglitz. Zum anderen aber, dass die seit nunmehr hundert Jahren erzählte Geschichte von der jungen Frau, die ahnungslos in die New Yorker Szene gerät und dort als Künstlerin entdeckt wird, in den Bereich der Künstlerlegenden gehört.