"Bin jetzt Feind Nummer Eins"
n-tv
Mit ihrem Kriegsprotest in den russischen Hauptnachrichten bringt sich die Journalisitin Marina Owssjannikowa in große Gefahr. Nun könne alles passieren, sagt sie in einem Interview, sie sei aber an einem Punkt, an dem es kein zurück mehr gebe. Mit ihrer Meinung sei sie bei den Staatsmedien aber nicht allein, viele würden denken wie sie.
Die russische TV-Journalistin Marina Owssjannikowa, die live in den Abendnachrichten gegen den Krieg in der Ukraine protestiert hat, will Russland nicht verlassen. Sie sei jetzt der "Feind Nummer Eins hier", sagte sie dem "Spiegel". Sie sei aber Patriotin, ihr 17-jähriger Sohn noch ein viel größerer. "Wir wollen auf keinen Fall weg, nirgendwo hin auswandern", sagte sie in Bezug auf ein Asylangebot von Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron.
Sie habe Angst, sagte sie dem Magazin. Aktuell verstecke sie sich bei Freunden, ihre beiden Kinder seien in Moskau Sicherheit. "Es kann alles passieren, ein Autounfall, alles, was die wollen, dessen bin ich mir bewusst". Sie habe nun aber "bereits den Punkt überschritten, an dem es kein Zurück mehr gibt. Ich kann nun offen und öffentlich so sprechen."
Im Interview schildert sie, wie sie bei ihrer Protestaktion in den Abendnachrichten vorging. Sie habe ihr Protestplakat am Sonntag gemalt und einem Montag ihre Arbeit begonnen wie an jedem anderen Tag, habe im Studio beobachtet, wo genau die Kameras stehen, wie sie sich bewegen, wo sie sich hinstellen könne. "Ich hatte große Angst, am Ende könnte alles umsonst sein, wenn mich keiner zu sehen bekäme", schildert sie dem "Spiegel". Dann sei sie schnell ins Studio gelaufen: "An dem Polizisten vorbei, der immer Dienst hat bei uns." Der habe nicht mehr reagieren können.