Bildungsstätte: Erinnerungskultur kein Selbstbedienungsladen
n-tv
Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Vor dem Internationalen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus hat die Bildungsstätte Anne Frank vor einer Beliebigkeit im Umgang mit dem Erinnern an nationalsozialistische Verbrechen gewarnt. "Die Erneuerung der Erinnerungskultur darf nicht dazu führen, dass sie ein Selbstbedienungsladen wird", betonte Meron Mendel, der Direktor der Bildungsstätte in Frankfurt. Sie setzt sich mit ihrer pädagogischen Arbeit gegen Antisemitismus, Rassismus und Rechtsextremismus ein.
Mit dem Tod der letzten Zeitzeugen seien auch neue Formen des Gedenkens nötig, so Mendel. Dazu sei es ohne Zweifel sinnvoll, auch über die Verbindungen zu anderen Völkermorden und dem Kolonialismus nachzudenken.
Wie wichtig es sei, die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus lebendig zu halten, zeige die Entwicklung seit Beginn der Corona-Pandemie: "In der Pandemie erhalten antisemitische Verschwörungstheorien einen nie da gewesenen Aufwind. Offenkundig reicht die Erinnerung an die Schrecken der Vergangenheit nicht mehr aus, um die Gefahren solcher Einstellungen aufzuzeigen."
Am 27. Januar 1945 hatten Soldaten der Roten Armee das deutsche Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz befreit. Auschwitz war das größte der nationalsozialistischen Todeslager. Schätzungen zufolge wurden mindesten 1,1 Millionen Häftlinge in den Gaskammern ermordet oder starben an den Folgen von Hunger, Krankheit oder Misshandlungen. Die meisten der Opfer waren Juden aus ganz Europa.