Biden und Putin telefonieren wegen Ukraine-Krise
DW
Der russische Truppenaufmarsch an der Grenze zur Ukraine ist weiterhin Thema diplomatischer Bemühungen auf höchster Ebene. Deutschland und andere westliche Länder ziehen angesichts der Lage Konsequenzen.
US-Präsident Joe Biden und Russlands Staatschef Wladimir Putin haben nach Angaben des Präsidialamts in Washington per Telefon über den Ukraine-Konflikt gesprochen. Die Unterredung habe etwa eine Stunde gedauert, teilte das Weiße Haus im Anschluss in Washington mit. Dabei habe Biden seinen russischen Kollegen gewarnt, dass ein Angriff auf die Ukraine "schnelle und schwere Konsequenzen" haben werde. Biden habe zudem betont, eine Invasion werde "großes menschliches Leid verursachen und das Ansehen Russlands schmälern". Die Folge wäre eine entschlossene Reaktion der USA und ihrer Verbündeten. Biden habe erneut klar gemacht, die USA seien weiter bereit zu diplomatischen Gesprächen, aber "ebenso auf andere Szenarien vorbereitet".
Vor dem Gespräch mit Biden hatte Putin mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron telefoniert, der Anfang der Woche zu ihm nach Moskau gereist war. Nach Angaben Frankreichs ging es in dem Telefonat um Möglichkeiten zur Umsetzung des Abkommens von Minsk. In dem 90-minütigen Gespräch habe Macron Putin gesagt, ernsthafte Verhandlungen seien unvereinbar mit einer Eskalation der Spannungen um die Ukraine, teilt das Präsidialamt in Paris mit.
Russland hat weit über 100.000 Soldaten in der Nähe der ukrainischen Grenze zusammengezogen. Zudem finden russische Militärübungen im benachbarten Belarus und im Schwarzen Meer statt. Moskau bestreitet jedoch die Absicht, eine Offensive gegen die Ukraine starten zu wollen.
Die US-Regierung hatte am Freitag erklärt, sie halte einen russischen Einmarsch in die Ukraine noch vor dem Ende der Olympischen Winterspiele in China am 20. Februar für möglich. Die "New York Times" schrieb dazu, die USA hätten Geheimdienstinformationen erhalten, wonach Russland den kommenden Mittwoch (16. Februar) als Zieldatum für eine Militäraktion diskutiere.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zeigte sich irritiert darüber. Er warf den westlichen Vertretern abermals vor, mit Warnungen vor einer bevorstehenden russischen Invasion in seinem Land "Panik" zu schüren. "Uns ist klar, dass es Risiken gibt", sagte Selenskyj vor Journalisten. Die aktuellen Informationen zu möglichen russischen Invasionsplänen "helfen uns aber nicht", betonte er.