Bezwungen vom Mentalmonster
Süddeutsche Zeitung
Die deutschen Schnellfahrer beenden ihre Winterspiele mit einem verbesserten Auftritt beim Super-G. Für die große Überraschung reicht es diesmal nicht - auch, weil der Österreicher Matthias Mayer Historisches schafft.
Die Besten waren bereits im Ziel, zumindest was die Wetten der Buchmacher betraf, aber die große Überraschung, beschlossen die deutschen Skirennfahrer, stand erst noch bevor. Denn jetzt war noch ihr Kollege Simon Jocher an der Reihe. Der 25-Jährige hatte die Besten in diesem Winter schon ein paar Mal ins Schwitzen gebracht, auf der Abfahrt in Gröden war er Achter geworden, was ihm sein bislang bestes Ergebnis im Weltcup und ein paar wohlwollende Rezensionen seiner Vorgesetzten einbrachte.
Jung, technisch top geschult, "total gut zu führen", "kein Spleen", sagte der deutsche Alpin-Vorstand Wolfgang Maier damals. Ein 25-Jähriger, der oft fünf bis zehn Jahre älter wirkt, sobald er sich die Skier anschnallt. Der es mag, wenn es schwer wird, und viel schwerer als dieser tückisch ausgeflaggte Super-G von Yanqing wird wohl nichts mehr werden in diesem Winter.
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Jocher, das spürte man dann allerdings rasch, brauchte ein paar Fahrsekunden, ehe er seine Nervosität abgestreift hatte. Das reichte schon, um "meinen ganzen Rückstand" zu kassieren, räumte er später ein. So zogen die Deutschen am Ende achtbar, aber auch etwas unentschieden aus der zweiten Speed-Entscheidung dieser Spiele. Romed Baumann auf Rang sieben, Andreas Sander auf acht, Josef Ferstl 18., Jocher, der für den verletzten Dominik Schwaiger aufgerückt war, schließlich auf Platz 13.
"Das war ned ganz schlecht" (Baumann), "ein Schritt in die richtige Richtung", wie Cheftrainer Christian Schwaiger befand. Mit dem kleinen Schönheitsfehler, dass das Programm dieser Spiele für seine Speed-Experten keine weiteren Termine bereithält; mit Ausnahme von Jocher, der am Donnerstag die Kombination bestreiten wird. Was fängt man mit solch einer Bilanz an?