
Bereicherung durch Irans "patriotische" Impfpolitik
DW
Während viele Iraner immer noch schutzlos gegenüber dem Coronavirus sind, haben Spitzenfunktionäre offenbar mit nicht eingehaltenen Lieferzusagen gut verdient.
"Dank unserer Impfkampagne werden bald 70 Prozent der iranischen Bevölkerung gegen das Coronavirus immun sein", behauptete Präsident Ebrahim Raisi in seiner Rede zur Eröffnung des neuen iranischen Schuljahres am vergangenen Samstag. Die Frage ist, was er mit "bald" meint. Zurzeit sind laut offiziellen Angaben 16 Prozent der Iraner vollständig gegen COVID-19 geimpft, 18 Prozent hatten eine Erstimpfung.
Wegen des Mangels an Corona-Impfstoffen ist die nationale Impfkampagne im Iran erst spät in Fahrt gekommen. Vor allem deshalb, weil die Hardliner um den neuen Präsidenten Raisi den Import von Corona-Impfstoffen aus dem Ausland lange systematisch sabotiert hatten. So zum Beispiel der Augenarzt und jetzige Gesundheitsminister Bahram Eynollahi. Noch im Februar 2021 hatte Eynollahi einen offenen Brief von 2500 den Hardlinern nahestehenden Ärzten an den damaligen Präsidenten Rohani unterzeichnet. Darin wurde vor dem Import von Corona-Impfstoffen aus den USA oder Großbritannien gewarnt. Diese Länder würden im Ausland nach menschlichen "Versuchskaninchen" für ihre Impfstoffe suchen, unterstellte der Brief.