
Benin liberalisiert Abtreibungsrecht
DW
Ein neues Gesetz spaltet Benin: Dort soll ein Schwangerschaftsabbruch auch möglich sein, wenn Frauen in einer psychischen oder wirtschaftlichen Notlage sind. NGOs feiern den Vorstoß, die katholische Kirche übt Kritik.
Claudia kann sich noch genau an die Worte ihrer Mutter erinnern. 16 Jahre alt war sie und besuchte in Benins Wirtschaftsmetropole Cotonou das Collège, die Mittelstufe: "Wirst Du schwanger, musst Du das Kind bekommen, sagte sie. Eine Abtreibung hätte sie nie zugelassen." Zwölf Jahre ist das mittlerweile her. Die Sorge, ungewollt schwanger zu werden, hat die heute 28-Jährige lange begleitet. Bis heute möchte sie nicht unter ihrem richtigen Namen darüber sprechen. Abtreibungen sind in dem Land mit einer Bevölkerung von 13 Millionen Menschen bisher ein Tabu gewesen. Das bisher geltende Gesetz aus dem Jahr 2003 genehmigte sie nur, wenn das Leben von Mutter oder Kind in Gefahr war, nach Vergewaltigung oder Inzest.
Aktuell wird allerdings nichts so stark diskutiert wie Schwangerschaftsabbrüche. Grund ist eine Entscheidung des Parlaments. Beide dort vertretenen Parteien stehen der Regierung von Präsident Patrice Talon nahe. Sie haben entschieden, eine Abtreibung auch dann zu legalisieren, wenn eine Schwangerschaft die materielle oder psychische Situation der Frau verschlimmern oder eine Notlage verursachen könnte, die weder mit dem Wohl der Frau noch mit dem des ungeborenen Kindes vereinbar ist. Die noch ausstehende Ratifizierung des Verfassungsgerichts gilt als Formsache.