Beim Gen-Food bedenkenlos zugreifen
ZDF
Würden Sie im Supermarkt gentechnisch verändertes Obst kaufen? Viele Menschen haben da Bedenken - sind diese überhaupt gerechtfertigt?
In der Terra-X-Kolumne auf ZDFheute beschäftigen sich ZDF-Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten wie Harald Lesch, Mirko Drotschmann und Jasmina Neudecker jeden Sonntag mit großen Fragen der Wissenschaft - und welche Antworten die Forschung auf die Herausforderungen unserer Zeit bietet.
Viele Verbraucher*innen lehnen Lebensmittel ab, die mit Hilfe von Gentechnik gezüchtet oder verändert wurden. Die meisten, weil sie Auswirkungen auf ihre Gesundheit befürchten. Gen-Food ist ungesund und schmeckt schlecht, seine Herstellung ist unmoralisch und gefährdet den Bestand des nicht genveränderten Essens - zumindest finden sich solche Annahmen unter den Gedanken von Gegner*innen genetisch veränderter Lebensmittel.
Die Wissenschaft sagt etwas ganz anderes: Gen-Food ist nicht ungesünder als konventionell hergestelltes Essen. Im Gegenteil: Es kann sogar gesünder sein, wenn Giftstoffe gezielt entfernt werden.
Dieser gedankliche Konflikt zwischen Gen-Food-Kritiker*innen und der Forschung fand einen Höhepunkt, als 2016 mehr als 100 Nobelpreisträger*innen in einem offenen Brief die Haltung von Greenpeace gegenüber genetisch veränderten Lebensmitteln kritisierten. Neue Preisträger*innen können sich weiter daran anschließen; derzeit hat der Brief 159 Unterzeichner*innen.
Der Brief ruft Greenpeace dazu auf, sich nicht länger gegen Fortschritte im Bereich genetisch veränderter Organismen (GVO) zu stellen. In dem Schreiben geht es konkret um eine genetisch veränderte Reissorte mit einem künstlich erhöhten Anteil an Beta Carotin - gegen Vitamin-A-Mangel.
Das ist aber nicht der einzige Vorzug von GVOs: Gentechnik wird auch verwendet, um Pflanzen widerstandsfähiger gegen Schädlinge oder fit für den Klimawandel zu machen, um ihren Nährstoffverbrauch zu reduzieren oder ihren Ertrag zu erhöhen.
Außerdem begrenzen sich die wissenschaftlichen Analysen zum Gesundheitsrisiko von Gen-Food nicht nur auf den erwähnten Brief. Ebenfalls 2016 veröffentlichte die National Academies of Sciences, Engineering and Medicine (Nasem), eine US-amerikanische Dachorganisation für Wissenschaftsakademien, einen großen Bericht.