Beim anderen Finale wütet niemand gegen den Schiri aus Katar
n-tv
Das Spiel um Platz drei braucht eigentlich kein Mensch? Falsch. In Asian Town steigt die andere WM, abseits vom Glitzer und Reichtum Dohas. Arbeitsmigranten leben Kroatien-Marokko hier echter und ursprünglicher. Am Ende steigt sogar die größte Party Katars, doch große Missverständnisse bleiben.
Die Frage ist berechtig: Warum gibt es bei der Weltmeisterschaft überhaupt ein Spiel um den dritten Platz? Normalerweise ist Fans die Partie egal und die Teams selbst haben wenig Lust nach dem verlorenen Halbfinale. Die Antwort lautet: Für Abende wie diesen in Asian Town in der Nähe von Doha.
Tatsächlich wollen Kroatien und Marokko diesen dritten Platz - und die Menschen in Asian Town wollen diese Partie. Im örtlichen Cricket Stadion findet die andere WM statt. Abseits vom Glitzer. Von prunkvollen Arenen. Von aktuellen und ehemaligen Superstars des Fußballs auf dem Platz und auf den Tribünen. Von "Metro-This-Way", von bombastischer Party-Musik, von eingereisten Touristen.
Auf dem Feld und den Tribünen sitzen etwa 2500 Migrantenarbeiter. Tatsächlich ausschließlich Männer. Sie haben keine Möglichkeit am Funkel-Leben in Doha teilzunehmen, dafür sind sie zu arm und abgesondert vom Rest der Gesellschaft. Sie leben in den Ghettos der Asian Town und der Industrial Area in kargen Wohnblöcken. Zusammengepfercht in kleinen Zimmern. Das Cricket Stadium ist der Ort, an dem sie zusammenkommen, um an dem Turnier teilzuhaben, das sie erschaffen haben. Es ist eine Parallelwelt, die unausgesprochen die Klassenwelt Katars aufzeigt.