Begrünung: Die lebende Hauswand
Frankfurter Rundschau
Baubotanik wird kaum massentauglich werden, aber sie erweitert den Denkraum der Architektur auf anregende Weise
Utopien, schreibt Robert Musil im „Mann ohne Eigenschaften“, „Utopien bedeuten ungefähr soviel wie Möglichkeiten; darin, dass die Möglichkeit nicht Wirklichkeit ist, drückt sich nichts anderes aus, als dass die Umstände, mit denen sie gegenwärtig verflochten ist, sie daran hindern, denn andernfalls wäre sie ja nur eine Unmöglichkeit.“ Utopie wäre demnach, wie sich ergänzen lässt, Ausdruck der Hoffnung auf Veränderung. Und die ist nicht nur nicht gestorben, sondern bitter notwendig. Gerade in unseren Städten, wo sich viele Probleme – Mangel an bezahlbaren Wohnungen, Stress mit dem Verkehr, Lärm ohne Ende – aufstauen. Hier braucht es neue, gesellschaftlich getragene Ansätze. Das Attribut „Grün“ spielt eine entscheidende Rolle dabei. Die neue Wertschätzung der Natur und die tiefgehende Wirkung des Grüns kommen freilich nicht von ungefähr. Ein wichtiges Indiz etwa konnte man schon im Jahr 2003 unter der Web-Adresse trendimpulse.de finden. Unter der Überschrift „Nature, Incorporated“ heißt es dort, dieser Trend beschreibe „eine neue Art des Respekts, Umgangs und Einsatzes der Natur in unserer Gesellschaft“. Diese Haltung sei anhand dreier Punkte nachvollziehbar: „1. Innovationsmotor Natur: Die Natur steht Pate für technologische Entwicklungen, organisches Design, genetische Architektur und bestimmt mit ihrer Weisheit das Streben nach Innovationen. 2. Koproduzent Natur: Die Natur bietet Inspiration und Lebensqualität. Ihre unveränderbaren Abläufe sind ein Ruhepol in einer Gesellschaft der Datenhighways und des nie endenden Informationsflusses. 3. Teilhaber Natur: In der modernen Architektur werden Häuser nicht mehr gebaut, sie wachsen. Die Gesellschaft erkennt die Bedeutung von Natur und versucht, eine respektvolle Symbiose aus Mensch, Natur und Technik zu erreichen.“More Related News