Bedeutet die Anklage das Karriere-Aus für Gil Ofarim? Das sagt Medienexperte Jo Groebel
RTL
Ist die Karriere des Gil Ofarim nun futsch? Medienexperte Jo Groebel über die Zukunft des Sängers und was wir jetzt auf jeden Fall vermeiden sollten.
Hat er wirklich gelogen? Der Musiker Gil Ofarim behauptet, man habe ihn in einem Leipziger Hotel antisemitisch angefeindet. Polizei und Staatsanwaltschaft haben dazu ermittelt – und erheben nun Anklage gegen Ofarim – wegen Verleumdung. Was bedeutet das für die Karriere des Musikers? Und wie kann die Vorverurteilung der großen Masse vermieden werden? Medienpsychologe Jo Groebel liefert im RTL-Interview Antworten.
Es stehe Aussage gegen Aussage. Und es wäre weise, wenn die Öffentlichkeit sich gedulden würde, bis ein Gericht zu einer Bewertung des Vorfalls kommt, findet Jo Groebel. Der Medienpsychologe glaubt außerdem nicht, dass der Vorfall zwangsläufig das Karriere-Aus für Ofarim bedeuten muss. "Die Sache ist ja so undurchschaubar gewesen und wir wissen ja bis heute nicht, hat er jetzt aus anderem Wissen, aus anderen Glauben heraus damals diese Vorwürfe gemacht oder war es eine geplante Sache", so Groebel im RTL-Interview. Ofarim hätte die Chance weiterzumachen. "Das hier ist nicht elegant. Dies ist auch nicht besonders toll gewesen, wenn es absichtlich war. Aber es ist anders als viele andere Fälle und nicht unbedingt gleichbedeutend mit einem Karriere-Ende", so der 71-Jährige.
Bis zu einem Urteil gelte außerdem die Unschuldsvermutung. "Da sollten wir auch nicht extremer sein als ein Staatsanwalt, der viel recherchiert hat. Insofern ja, es gibt einen Bruch im Image, aber es gibt ja auch die Bad Boys in der Branche, die sich in der Regel nicht zu solchen Themen äußern, die dann trotzdem mit Musik weitergemacht haben."
Wir alle leben in Zeiten der sozialen Medien. Allein ein Verdacht reicht meist schon aus, dass sich viele bei Twitter, Facebook und Co. über die öffentlich Angeklagten erheben. Nicht anders sei es jetzt mit Gil Ofarim. Viele holen auch zu judenfeindlichen Angriffen aus, dabei gehe es schon gar nicht mehr um den Vorfall in dem Leipziger Hotel. Doch genau das ist ein fatales Signal, meint Groebel:
"Es muss - und das ist gerade das, was Rassismus und Antisemitismus ausmacht – nie und darf auch vor allem nie von einem Fall auf viele andere geschlossen werden." Die Vorwürfe, die jetzt gegen Ofarim im Raum stehen, hätten nichts mit der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe respektive seinem jüdischen Glauben zu tun. "Das ist genau Rassismus, das ist genau Antisemitismus zu sagen: Typisch für xyz. Das gilt für alle Richtungen, aber hier natürlich ganz besonders."
Denn wir kennen die Hintergründe noch nicht: "Hat er vielleicht ein Blackout gehabt? War er nur in seiner Eitelkeit gekränkt? Ganz schwierig, insofern bin ich der Meinung irgendwann: Schwamm drüber." Egal, was bei der Sache raus käme, es bleibe letztlich immer eine 'Sache Gil Ofarim' und nicht eines Antisemitismus auf der einen Seite oder umgekehrt."
Der Fall dürfe jetzt von keiner Seite generalisiert oder gar auf die gesamte jüdische Community übertragen werden. "Wenn man an so einem Fall aufhängen würde, dass man jetzt sogar glaubt, man muss sich jetzt besonders vorsichtig auch gegenüber Neonazis verhalten, dann ist man schon in die Falle gegangen."
Doch wie soll es nun weiter gehen? Der Medienpsychologe empfiehlt Ofarim, sich auf sein Künstler-Dasein zu konzentrieren. "Wen er Musik macht, die ankommt und meinetwegen Schauspiel macht, dann ist das irgendwann abgehakt", meint Groebel.