Becherwürfe sind ein Skandal, aber kein Krieg
n-tv
Ein Idiot sorgt beim Bundesliga-Spiel in Bochum für einen Spielbruch. Er wirft einen Becher auf den Schiedsrichter-Assistenten. Die Unparteiischen handeln konsequent und absolut richtig, indem sie das Spiel nicht mehr fortsetzen. Aber was danach gesagt wird, ist teilweise hanebüchen.
Im Osten Europas herrscht ein brutaler Angriffskrieg. Tief im Westen Deutschlands, in Bochum, wird an diesem Freitagabend im Stadion des dortigen VfL ein Bierbecher geworfen und verletzt einen Linienrichter am Kopf. Was hat das miteinander zu tun? Nichts. Natürlich nichts. Vermischt wird aber es trotzdem. Das ist absurd. Entweder wird mit dieser Rhetorik, die in der Live-Übertragung und in den sozialen Medien teilweise genutzt wurde, der rücksichtslose Krieg des russischen Präsidenten Wladimir Putin in der Ukraine verniedlicht oder ein skandalöser und absolut verurteilenswerter Vorfall während eines Bundesligaspiels maximal überhöht.
Die Sache ist ganz einfach so: Was sich der 69. Minute der Partie zwischen dem VfL Bochum und Borussia Mönchengladbach ereignet hat, ist an gefährlicher Dummheit und Sinnlosigkeit nicht zu überbieten. Derjenige Person, die den Becher geworfen hat, schadet nicht nur sich selbst (absolut kein Mitleid!), sondern auch der Heimmannschaft, die als Aufsteiger eine bemerkenswerte Saison spielt. In Summe sogar auch der gesamten Fan-Szene im Land, die nach zwei Jahren harter Corona-Einschränkungen endlich wieder kollektiv ins Stadion darf und sofort wieder unter Verdacht steht, einfach nur ein enthemmter Rüpel-Haufen zu sein.
Man darf diesen Vorfall in Bochum auf gar keinen Fall klein reden, zumal der getroffene Schiedsrichter-Assistent Christian Gittelmann noch am Abend ins Krankenhaus musste. Wer die Gesundheit eines anderen Menschen gefährdet, muss dementsprechend bestraft werden. Ob er für die drohende Geldstrafe des Klubs haftbar gemacht werden kann, oder nie wieder in ein Stadion darf, das müssen nun Vereine, Verbände und womöglich sogar Gerichte entscheiden.