Bayerns große Volksschauspieler
Süddeutsche Zeitung
Gustl Bayrhammer wäre dieser Tage 100 Jahre alt geworden, auch knapp 30 Jahre nach seinem Tod erinnern sich die Menschen an den großen Volksschauspieler. Im Laufe seines Lebens traf er regelmäßig auf andere bayerische Schauspieler: Sie wurden allesamt Publikumslieblinge.
Geheimnisse einer Schreinerwerkstatt: Gustl Bayrhammer in "Meister Eder und sein Pumuckl" Ende der Achtzigerjahre.
Er galt als Paradebayer mit Vorliebe für Patriarchen-Rollen, doch ausgerechnet einen seiner ersten Filmauftritte sollten die Bayern nicht sehen: 1966 spielte Gustl Bayrhammer in der Filmsatire "Das Bohrloch oder Bayern ist nicht Texas", in der es um Öl und Heilwasser suchende Dörfler ging, um Geschäftemacherei, Gier und Korruption. Der BR-Rundfunkrat unterstellte dem Film eine "Verächtlichmachung bayerischer Lebensart", bei der Wiederholung schaltete sich der Sender aus dem gemeinsamen ARD-Programm aus. Bayrhammers Karriere schadete dieser Eklat nicht, im Gegenteil: Danach ging es für ihn mit der Filmerei erst richtig los, er verkörperte Bauern und Bürgermeister, Köche und Kommissare, Soldaten und Schreinermeister.
Dabei war für den am 12. Februar 1922 in München geborenen Adolf Gustav Rupprecht Maximilian Bayrhammer eine ganz andere Karriere vorgesehen: Seine Eltern Max und Elly Bayrhammer arbeiteten ebenfalls als Schauspieler und wollten, dass ihr Sohn etwas Seriöses lernt und Buchhalter wird. Also besuchte er eine Kaufmannsschule. Dann aber kam der Krieg, er wurde eingezogen und landete als Nachrichtenfunker bei der Luftwaffe. Seinen Sold gab er bei Heinrich George am Berliner Schillertheater für Schauspielunterricht aus. 1945 führte ihn sein erstes Bühnenengagement ins schwäbische Sigmaringen, dort lernte er auch seine Frau Irmgard kennen. Nach Theaterstationen in Tübingen, Karlsruhe oder Salzburg kehrte er 1966 nach München zurück, Therese Giehse empfahl ihn für die Kammerspiele. "Eine glückliche Fügung" sei das gewesen, sagte er einmal. Gleichzeitig begann er zu drehen, stand für junge Regisseure wie Rainer Erler oder Michael Verhoeven vor der Kamera.
Zum Star wurde er 1972 als erster Münchner "Tatort"-Kommissar, Willy Harlander und Helmut Fischer waren seine Assistenten, ein Dackel namens Oswald sein ständiger Begleiter. Er war Volksschauspieler mit Leib und Seele, spielte auch im "Komödienstadel" mit, "volksdümmlichen Bajuwarenkitsch" verachtete er aber. Mit "Meister Eder und sein Pumuckl" wurde er ab 1982 zum Kinderliebling, dem Theater blieb er weiterhin treu. Die Stücke von Ludwig Thoma mochte er besonders, den "Wittiber" spielte er auf der Bühne, im Film und im Radio. Gustl Bayrhammer hat viel gearbeitet - auch dann noch, als es ihm nicht mehr gut ging. 1993 starb er 71-jährig in seinem Haus in Krailling an einem Herzinfarkt. Als Schreinermeister Eder hat er eine ständig nachwachsende Fangemeinde, daran dürfte auch die geplante "Pumuckl"-Neuverfilmung nichts ändern. Im Münchner Stadtteil Freiham gibt es seit 2018 eine Gustl-Bayrhammer-Straße samt dazugehöriger Grundschule, anlässlich seines 100. Geburtstags erinnert der Bayerische Rundfunk in seinem Radio- und Fernsehprogramm an den wohl beliebtesten bayerischen Volksschauspieler.
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