"BASF hat uns ins Energiedrama geführt"
n-tv
In ihrem Buch "Schockwellen" rechnet Claudia Kemfert mit der deutschen Energiepolitik der vergangenen Jahre ab. Die Liste der Fehler ist scheinbar endlos: Dem heutigen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier kreidet die Energieökonomin des DIW eine "fatale" Russlandpolitik an; Peter Altmaier, dass er als Bundesumweltminister mit "angeblichen Schockzahlen" den Ausbau der Erneuerbaren blockiert hat; der Politik insgesamt, dass sie sich von Industrie und Energiebranche auf der Nase herumtanzen lässt. "Aber wie man sieht, ist die Welt auch ohne russisches Gas nicht untergegangen", hält Kemfert im "Klima-Labor" von ntv fest. Das Totschlagargument, das sie immer wieder hört? Arbeitsplätze. Deswegen würden auch heute wieder Technologien der Vergangenheit als angebliche Lösung für die Zukunft verkauft - und von Konzernen wie BASF in China die Fehler aus Russland wiederholt. Ihr hartes Fazit? "BASF gefährdet die Arbeitsplätze der gesamten Volkswirtschaft."
ntv.de: Ihr Buch "Schockwellen" ist eine Abrechnung mit der deutschen Energiepolitik der vergangenen Jahre. Warum?
Claudia Kemfert: Mir war es wichtig, zurückzuschauen, damit wir die Fehler nicht wiederholen. Was hat uns in das Energiedrama mit dieser hohen Abhängigkeit von Russland geführt? Dafür gibt es viele Gründe, aber leider investieren wir schon wieder in fossile Infrastrukturen, die wir in dem Umfang nicht benötigen. Früher waren es Pipelines, jetzt LNG-Terminals. Und immer heißt es: Ohne geht es nicht. Aber wie man sieht, ist die Welt auch ohne russisches Gas nicht untergegangen. Und trotzdem reden wieder über Techniken der Vergangenheit als angebliche Lösungen für die Zukunft.
Was waren denn die elementaren Fehler, die wir heute wiederholen?
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