
Balkanroute: Kinder in Gefahr
DW
Bei ihrer Flucht in Richtung EU sind minderjährige Flüchtlinge auf der Balkanroute physischer, psychischer und sexueller Gewalt ausgesetzt. Das belegt ein Bericht der Kinderschutzorganisation Save the Children.
"Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie die kroatische Polizei meine Freunde misshandelt hat... manche wurden an den Beinen verletzt, anderen wurde auf den Kopf geschlagen, in die Augen." (Ehsan, Junge, 17)
"Ein Schleuser (...) holte ein Messer heraus (...) das Mädchen hat geschrien und versucht, sich zu retten, aber er hat es sexuell missbraucht und wir haben das alles gesehen." (Hasnen, Junge, 15)
"Wenn sie einen hübschen Jungen sehen, misshandeln sie ihn - und die Polizei tut nichts. Dabei spielt es keine Rolle, ob er mit Familie oder allein reist. Es reicht, hübsch auszusehen." (Hanan, Junge, 17)
Das sind Auszüge aus drei von 48 Berichten Minderjähriger, die derzeit alleine oder mit ihren Eltern versuchen, von ihren Herkunftsländern - vor allem Afghanistan, Pakistan, Irak, Iran und Syrien - über die sogenannte Balkanroute in den friedlichen, reichen Westen Europas zu gelangen. Dabei müssen sie Nicht-EU-Länder wie die Türkei, Griechenland, Nordmazedonien, Serbien, Albanien, Montenegro und Bosnien und Herzegowina durchqueren. Ihre Aussagen wurden im Rahmen der Studie "Wherever we go, someone harms us" (Wo auch immer wir hingehen, fügt uns jemand Schaden zu) gesammelt, die am 13. September 2022 von der internationalen Kinderschutzorganisation Save the Children veröffentlicht wurde.
Für die in Zusammenarbeit mit der Universität der bosnischen Hauptstadt Sarajevo erstellte Studie wurden Tiefeninterviews mit Kindern im Alter zwischen 13 und 19 Jahren in Flüchtlingslagern in den bosnischen Städten Bihac, Tuzla und Sarajevo durchgeführt. Zudem wurden 27 Kinderschutzaktivisten befragt.