
Baerbock kritisiert Taliban nach Ausschluss von Frauen an Universitäten
DW
Mit dem Ausschluss von Frauen an Universitäten zerstören die Taliban laut Bundesaußenministerin Baerbock die Zukunft des Landes. Auch der afghanische Ex-Bildungsminister Basir kritisierte die Entscheidung scharf.
Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock hat den Ausschluss von Frauen an afghanischen Universitäten scharf kritisiert. "Indem sie die Zukunft von Mädchen und Frauen in Afghanistan zerstören, haben die Taliban beschlossen, die Zukunft ihres eigenen Landes zu zerstören", twitterte die Grünen-Politikerin. Sie werde das Thema auf die Agenda der G7-Gruppe der wichtigen Industriestaaten setzen. Deutschland hat noch bis Jahresende den Vorsitz.
Dr. Abas Basir, afghanischer Minister für Höhere Bildung bis August 2021, nannte den Schritt der Taliban gegenüber der Deutschen Welle unislamisch und beschämend. "Alle Professoren und Studenten sollten sich zusammenschließen, damit die Taliban wieder die Tore der Universitäten und Schulen für Mädchen öffnen. Wenn sie gemeinsam kündigen und die Universitäten und Schulen verlassen, kann das zu einem guten Ende führen." Der ehemalige Präsident Afghanistans, Hamid Karsai, verurteilte das Universitätsverbot für Frauen ebenfalls scharf in einem Tweet.
Empört reagierte auch der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell. Er sprach von einem "weltweit einzigartigen Schritt", der die Rechte der Afghaninnen und Afghanen verletze. Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, nannte das Verbot des Universitätsbesuchs für Frauen "einen erschreckenden und gemeinen Schlag" und einen "zutiefst bedauerlichen Rückschlag für das ganze Land". Man denke nur an all die Ärztinnen, Anwältinnen und Lehrerinnen, die für die Entwicklung des Landes verloren gegangen seien und "noch verloren gehen werden", sagte Türk.
"Die Taliban können nicht erwarten, ein legitimes Mitglied der internationalen Gemeinschaft zu werden, solange sie nicht die Rechte aller Afghanen respektieren, insbesondere die Menschenrechte und die Grundfreiheit von Frauen und Mädchen", sagte der US-Vertreter bei den Vereinten Nationen, Robert Wood. Kritik kam auch von dem deutschen Diplomaten Markus Potzel. Der stellvertretende UN-Sondergesandte für Afghanistan rief die Männer in dem Land dazu auf, der zunehmend restriktiven Frauenpolitik des Taliban-Regimes zu widersprechen.
Die radikalislamischen Taliban in Afghanistan hatten Frauen mit sofortiger Wirkung den Besuch privater und staatlicher Universitäten verboten. Eine entsprechende Erklärung ist vom Minister für Höhere Bildung, Scheich Neda Mohammed Nadim, unterzeichnet worden. Begründet wurde die Entscheidung nicht.