Baerbock in Polen: "Wir werden für euch da sein"
n-tv
Die deutsche Außenministerin verbringt den Tag der Deutschen Einheit in Warschau, im Nachbarland der angegriffenen Ukraine. Baerbock spricht von einer "Herzensfreundschaft" zwischen Deutschen und Polen ein. Beim morgigen Treffen mit ihrem polnischen Amtskollegen könnte die Atmosphäre angesichts der jüngsten Reparationsforderungen allerdings frostiger werden.
Außenministerin Annalena Baerbock hat Polen und ganz Mittel- und Osteuropa Beistand zugesichert angesichts des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. "Wir werden für euch da sein, so wie ihr für uns da wart, als wir euch am dringendsten brauchten", sagte die Grünen-Politikerin bei einer Feier der Deutschen Botschaft in der polnischen Hauptstadt Warschau zum Tag der Deutschen Einheit. "Denn die Sicherheit Osteuropas ist Deutschlands Sicherheit. Darauf können Sie sich verlassen", rief sie den Gästen aus Polen zu. Die Polen hatten in den 80er Jahren mit Protesten das kommunistische Regime überwunden und damit die Wende in Mittel- und Osteuropa eingeleitet.
Vor ihrem Abflug nach Warschau hatte Baerbock nach lautstarken Reparationsforderungen und scharfen Tönen der nationalkonservativen PiS-Regierung an Polen appelliert, die partnerschaftliche Zusammenarbeit zu bewahren. Zuvor hatte Warschau seinen Forderungen nach Entschädigung von Deutschland für die im Zweiten Weltkrieg erlittenen Schäden Nachdruck verliehen: Außenminister Zbigniew Rau unterzeichnete eine entsprechende diplomatische Note, die Berlin übergeben werden soll. Baerbock wird ihren Amtskollegen am Dienstag zu Gesprächen treffen.
Rau hatte erklärt, die Note "bringt die Überzeugung des polnischen Außenministers zum Ausdruck, dass die Parteien unverzüglich Schritte zu einer dauerhaften, umfassenden und endgültigen rechtlichen und materiellen Regelung der Folgen der deutschen Aggression und Besatzung von 1939 bis 1945 einleiten sollten". Zum 83. Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkriegs am 1. September hatte eine Parlamentskommission in Warschau ein Gutachten vorgelegt, in dem die Weltkriegs-Schäden in Polen auf mehr als 1,3 Billionen Euro beziffert werden.