Ausstellung in der Nationalgalerie in Berlin: Keimzeit ist eigentlich immer
Frankfurter Rundschau
Mit der Ausstellung „Pflanzen brechen aus der Erde. Natur und Kunst von Max Ernst bis Nuria Quevedo“ wendet sich die Nationalgalerie in der Sammlung Scharf-Gerstenberg dem ewigen Werden in der Natur zu
Ist es nicht, wie man will, so muss man es nehmen, wie es ist. So reden flexible Pragmatiker. Diese besondere Ausstellung war für den Frühling gedacht, schon der Titel sagt es: „Pflanzen brechen aus der Erde“. Öffnen durfte die Sammlung Gerstenberg, Charlottenburger Haus der Berliner Nationalgalerie und Domizil vor allem surrealistischer Kunst der klassischen und der Nachkriegsmoderne, wegen des langen Pandemie-Lockdowns freilich erst Wochen später. In der Ausstellungshalle des westlichen Stüler-Baus an der Schloßstraße wird einem klar: Keimzeit ist eigentlich immer. Selten habe ich in einer musealen Schau so viel Symbolhaft-Hoffnungsvolles gesehen, obwohl Corona mit gefährlichen Mutanten noch immer wie eine Wolke über unserem eben erst wiederbekommenen Alltag hängt. Kunst wendet sich in Krisenzeiten dem Organischen, Vegetabilen, kurz: der Natur zu. Und die Natur zeigt uns, dass Werden und Vergehen ein Kreislauf sind. Der Winter wird vom Frühling, der Frühling vom Sommer, der Sommer vom Herbst, und der Herbst wieder vom Winter abgelöst. Aber auch die verschiedenen Stadien einer Pflanze lehren diesen Kreislauf. Die Natur umarmt sozusagen das Leben wie das Vergehen. Der alte Goethe bedichtete es mit „Stirb und werde“. Das klingt pathetisch, aber es ist auch tröstlich. Und eine Mahnung, denn wir sollten mit der Natur sehr, sehr pfleglich umgehen, wie die weltweiten Ökokrisen es uns dramatisch lehren.More Related News