Ausradierte Geschichte
Süddeutsche Zeitung
Zwei Männer, die für den Mord an US-Bürgerrechtsaktivist Malcolm X 20 Jahre im Gefängnis saßen, sollen nun offiziell entlastet werden. Eine Untersuchung beweist ihre Unschuld und erhebt schwere Vorwürfe gegen das FBI und die New Yorker Polizei.
Geschichte, hat der französische Historiker Pierre Gaxotte gesagt, müsse man mit dem Bleistift schreiben. "Es lässt sich leichter radieren." In diesem Sinne sollte man sich die Rekonstruktion des Attentats auf den US-Bürgerrechtsaktivisten Malcolm X im Jahr 1965 in besonders weichem Graphit vorstellen, viele Historiker haben schließlich schon immer gezweifelt an jener Version, die in die Geschichtsbücher gelangte. Und sie hatten recht: Am Mittwoch teilte der New Yorker Staatsanwalt Cyrus Vance mit, dass zwei der drei Männer, die damals wegen Mordes verurteilt wurden, offiziell entlastet werden sollen. Beide saßen jahrzehntelang im Gefängnis für einen Mord, den sie - wie man nun endgültig weiß - nicht begangen haben.