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Aus Rache ewig vorm Laptop: Warum wir uns nicht losreißen können und welche Strategie uns früher zu Bett bringt
Frankfurter Rundschau
Zu wenig Schlaf, weil man sich nicht von der Serie oder dem Online-Shop losreißen konnte. Warum wir abends nicht von Bildschirmen lassen können & welche Taktik hilft.
Eine Folge geht noch – der wohl meist gedachte Satz von Netflix-Abonnenten und -Abonnentinnen, die abends ihrer Seriensucht frönen. Auch verbreitet: das abendliche Online-Shoppen, YouTube-Gucken oder sich durchs TV-Programm zappen. Zum einen fesseln spannende Serien und Sendungen. Online-Shopping schüttet zudem das ein oder andere Glücksgefühl aus. Es gibt verschiedene Erklärungsansätze, die begründen sollen, warum wir uns abends so schlecht vom Bildschirm lösen können und so wertvolle Schlafenszeit verlieren.
Dieses verbreitete Phänomen wird auch als „Revenge bedtime procrastination“ bezeichnet, zu Deutsch so viel wie „sich rächen durch das Hinauszögern des Zubettgehens“. Durch die Zeitverschwendung am Abend möchte man sich für die Zeit rächen, die einem am Tag durch Arbeit, Kinderbetreuung etc. geraubt wurde. Man holt sozusagen Freizeit nach, die man sich tagsüber nicht nehmen konnte.
Der Welt zufolge stammt der Begriff „Revenge bedtime procrastination“ aus China, wo viele Menschen einem 12-Stunden-Arbeitstag nachgehen und sogar samstags arbeiten. Zeit für ein Hobby oder Erholungsphasen bleibt hier so gut wie überhaupt nicht. Um trotzdem mehr von ihrem Leben zu haben, verlagern manche hart arbeitende Chinesen und Chinesinnen ihre Freizeit in die Nacht und opfern Schlafenszeit, so Welt.de.
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Nicht nur Menschen, die viel arbeiten, sondern auch Eltern würden „Revenge bedtime procrastination“ betreiben. Abends und nachts wird dann allerdings meist nicht dem Hobby nachgegangen oder Sport getrieben. Viele vertreiben sich die Zeit stattdessen wohl auf passivstem Wege: Sie setzen sich vor den Bildschirm und lassen sich berieseln. Keine gute Idee, dem Psychotherapeuten Dirk Stemper zufolge: „Der Erholungswert von Smartphone, iPad oder Laptop liegt bei Null, für unsere Augen und für unser Gehirn gilt nämlich: Bildschirmzeit ist Arbeitszeit. Unser Körper nimmt künstliches Licht immer gleich wahr, egal, ob wir damit nun Gewinn- und Verlustrechnungen oder Katzenvideos betrachten“, so Stemper im Welt-Interview.