
"Aus! Aus! Deutschland ist Moral-Weltmeister"
n-tv
Sportlich läuft es noch nicht so gut, der Titel bei der Moral- und Doppelmoral-WM ist uns aber schon wieder sicher. Schizo-Infantino macht es uns allerdings auch sehr leicht. Er gibt Steilvorlagen, die nicht nur Nancy Faeser zu Toren nutzt. Allerdings steht ein Besuch in Berlin-Neukölln noch aus.
Ist sie nicht wunderbar divers, diese WM? All die Spielenden, Schiedsrichtenden und Zuschauenden aus aller Frauen Länder und sämtlicher Hautfarben und bedeutender Religionen - echt super. Anhängende feiern ausgelassen ihre Teams. Die WM ist ein Hort der Vielfalt - sehen wir einmal von den wenigen Kultur-Aneignenden unter den Fans ab, die nachgeahmten Kopfschmuck von Indianern tragen - den man nur lieben kann. Unter den Schiedsrichtenden sind sogar Frauen, auch wenn die lediglich am Spielfeldrand - lange nicht so sexuell anregend wie beim Boxen - Nummerntafeln hochalten dürfen, damit Spielende und Noch-nicht-Spielende wissen, ob sie aus- oder eingewechselt werden.
Unter den Spielenden sind vielleicht sogar Schwule, die sich später outen werden - denn zu früh ist gefährlich für die Karriere und zwingt andere Teams, One-Love-Binden zu tragen, was der Weltfußballverband unter Gianni Infantino, ein offen schizophren lebender Schweizer, der Diktatoren die Stirn zum Küssen bietet, doof findet. Er ist dagegen, "dass der Fußball in jeden ideologischen oder politischen Kampf hineingezogen wird, den es gibt". Wobei natürlich grundsätzlich gilt: "Bei der FIFA versuchen wir, alle Meinungen und Überzeugungen zu respektieren, ohne dem Rest der Welt moralische Lektionen zu erteilen."
Die Versuche gelingen vor allem, wenn sie Autokraten nutzen. Das kann man einer multiplen Persönlichkeit wie Infantino, gegen die selbst Jekyll & Hyde als geistig tadellos durchgeht beziehungsweise -gehen, nicht vorwerfen. Denn Schizo-Infantino macht einiges durch: "Ich fühle mich als Katarer, als Araber, als Afrikaner, als Schwuler, als Behinderter, als Wanderarbeiter." Das muss man erst einmal aushalten, mit all den Identitäten klarzukommen und zugleich im Vier-Jahres-Rhythmus "die beste WM aller Zeiten" auszurichten, wobei das schon die erste 1930 in Uruguay von sich behaupten konnte, obwohl Schizo-Infantino noch gar nicht existierte.

In Deutschland wird oft über Mehrsprachigkeit sowie deren Vor- und Nachteile diskutiert. In Ghana hören Babys bis zu sechs verschiedene Sprachen, wie eine Untersuchung von Sprachwissenschaftlern zeigt. Es ist die erste dieser Art, die zudem die gängigen Vorurteile zur Mehrsprachigkeit infrage stellt.