
Aufbruch und Ärger im Frauenfußball
Frankfurter Rundschau
Bei der EM in England sollen die deutschen Fußballerinnen weit kommen, doch die Quartiersuche stockt
Die räumliche Trennung war am Mittwochnachmittag bei einer vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) veranstalteten Medienrunde nicht zu vermeiden. Hansi Flick saß noch in einem Londoner Hotelzimmer, als Martina Voss-Tecklenburg aus dem Ritz-Carlton in Wolfsburg zugeschaltet wurde, wo sich die deutsche Frauen-Nationalmannschaft auf das WM-Qualifikationsspiel gegen die Türkei (Freitag, 16 Uhr/ ZDF) vorbereitet. Zwei Bildschirme, ein Ziel: „Unter die letzten Vier kommen bei Frauen und Männern. Alle zehn Jahre ein Titel“, erneuerte Oliver Bierhoff als Direktor Nationalmannschaften aus einer Loge der Frankfurter Arena die Vorgabe.
Die DFB-Fußballerinnen sollen nicht wie bei der EM 2017 oder WM 2019 ihr jeweils ziemlich unnötiges Ausscheiden im Viertelfinale betrauern, sondern bitteschön mal wieder bis ins Halbfinale vordringen. Konkret für die Frauen-EM 2022 in England (6. – 31. Juli) forderte Bierhoff: „England ist Vorbild darin, wie sie den Frauenfußball mit Hilfe der Premier-League-Vereine pushen. Wir als deutscher Fußball müssen nachlegen. Andere Nationen haben aufgeholt, uns vielleicht auch überholt, aber als Fußballland, das wir sind, wollen wir Weltspitze sein.“
Insofern sind die beiden letzten WM-Qualifikationsspiele in diesem Jahr – mit dem Abschluss beim aktuellen Gruppenzweiten Portugal in Faro (Dienstag, 19 Uhr/zdf.de) – nur ein besserer Testlauf. Ernst wird es nach drei Jahren ohne Sommerturnier bei der EM, denn die Vorrundengruppe mit Spanien, wo der FC Barcelona gerade die Benchmark auf Vereinsebene bildet, und dem Vizeeuropameister Dänemark birgt frühe Stolpergefahr. Das ergab Ende Oktober die pompös orchestrierte Auslosung in Manchester. Als „echt frustrierend“ empfand die Bundestrainerin danach die Inspektionsreise auf die Insel zur Quartiersuche. „Es ist nicht gut, was uns da angeboten wird. Alle 16 Teams waren nicht zufrieden mit den Hotels und Plätzen.“ Es passe einfach nicht, wenn die Uefa ständig die Förderung des Frauenfußballs betone, aber die angebotenen EM-Quartiere hinten und vorne nicht zu den Ansprüchen passen. 45 Minuten einfache Fahrzeit zum Training seien nicht hinnehmbar, auch die Unterbringung sei „nicht adäquat“. Diese sportlichen Rahmenbedingungen müssten einfach passen. Ende November soll der DFB seine Priorisierung bei den Hotels angeben – oder muss ein Ersatzcamp auftreiben, was im Großraum London nicht einfach ist. Der 53-Jährigen drückt dieses Thema erkennbar auf die Stimmung, „deshalb mache ich das auch öffentlich“.