"Auf Industrie-Investitionen konzentrieren"
ZDF
Beim EU-Afrika-Gipfel sollen Wirtschaftsbeziehungen neu sortiert werden. Entwicklungsökonom Robert Kappel erklärt, wie das gelingen könnte.
makro: Sie fordern einen "New Deal" für Afrika, ein Begriff den auch Emmanuel Macron in die Diskussion gebracht hat. Was wären Ihre wichtigsten Punkte?
Robert Kappel: Afrika befindet sich in einer großen Transformation. 100 Millionenstädte entstehen. Außenhandel, europäische Investitionen und der Kampf gegen die Klimakrise sollten so gestaltet werden, dass Millionen Jobs geschaffen werden. Dies erfordert eine nachhaltige Umwidmung der Investitionen weg von der Rohstoffgewinnung hin zu industrieller Produktion mit höherer Wertschöpfung.
makro: Wie könnten der Ausbau von Wertschöpfungsketten und der Aufbau eigener industrieller Produktion in Afrika gelingen, um Wohlstand endlich nachhaltig zu erhöhen?
Kappel: Es bedarf neuer Industriezonen und industrieller Cluster, die lokale Unternehmen in globale Lieferketten einbinden.
Die entstehenden urbanen Zentren mit hoher Kaufkraft ziehen wiederum Investoren an. Insgesamt kann der Wohlstand dann breitenwirksam sein, wenn es gelingt, auch die Kleinunternehmen, die ländliche Bevölkerung und Frauen einzubinden.
makro: Welche Lehren aus zwei Jahren Pandemie müssten für die zukünftige wirtschaftliche Partnerschaft zwischen Europa und Afrika gezogen werden?
Kappel: Die Pandemie hat Afrika zurückgeworfen. Es gilt nun, die Weichen für eine industrielle Investitionsoffensive zu stellen. Dann die Landwirtschaft, beispielsweise durch eine innovative Agrarindustrie, die die urbanen Märkte mit Nahrungsmitteln beliefert. Und es kommt darauf an, allen Familien Zugang zu Elektrizität zu verschaffen, wodurch sie ihre wirtschaftlichen Möglichkeiten verbessern.