Auf die Generation 60plus kann sich die CDU verlassen
Die Welt
Einer der Hauptgründe für das sehr gute Ergebnis der CDU bei der Landtagswahl in Schleswig-Holstein ist ihr starkes Abschneiden bei den Wählern ab 60 Jahren, die dieses Mal zu 48 Prozent für die Christdemokraten stimmten. Aber auch das Ansehen von Ministerpräsident Daniel Günther spielte eine Rolle.
Laut der Wahlanalyse der Forschungsgruppe Wahlen war Ministerpräsident Daniel Günther ein entscheidender Erfolgsfaktor für den klaren Sieg der CDU in Schleswig-Holstein. Bei einer klar landespolitisch geprägten Wahl hat der Erfolg der Christdemokraten viele Gründe und einen Namen: Neben hohem Ansehen als Landespartei, Sachkompetenz und guter Regierungsarbeit punkten sie allen voran mit dem 48-jährigen Günther. Flankiert von einer hervorragenden Bilanz (85 Prozent attestieren ihm gute Arbeit), schafft es der Spitzenkandidat beim parteiübergreifendem Ansehen (+5/-5-Skala: 3,1) in die Spitzenklasse der Ministerpräsidenten.61 Prozent wollen Daniel Günther, aber nur acht Prozent Thomas Losse-Müller (SPD) und neun Prozent Monika Heinold (Grüne) als Regierungschef/in – ein selten großer Abstand, der neben den Qualitäten des Amtsinhabers auch auf spezifisch-schwacher Konkurrenz beruht: Nur etwas mehr bzw. sogar weniger als ein Drittel der Befragten sind die Herausforderer von SPD bzw. Grünen, Thomas Losse-Müller (+5/-5-Skala: 1,0) und Monika Heinold (1,6) namentlich bekannt.Neben einem blassen Kandidaten – und einem in der Ukraine-Krise nur bedingt überzeugendem Bundeskanzler Olaf Scholz – macht der SPD ihr rückläufiges Ansehen vor Ort zu schaffen: Als Landespartei verliert die SPD Reputation (0,9; 2017: 1,5) und liegt hier unter dem Niveau der Bundespartei (1,2; 2017: 1,4). Die Grünen sind im Land stabil (1,2; 2017: 1,2), während die Bundespartei einen klaren Imagegewinn verbucht (1,3; 2017: 0,6). Bei der CDU trennen die Befragten ungewöhnlich deutlich zwischen einer Bundespartei (0,7; 2017: 1,7), deren Reputation absackt, und der CDU in Schleswig-Holstein, die beim Ansehen ein Rekordniveau erreicht (2,4; 2017: 1,4).
Bei einer Wahl, bei der für 69 Prozent das Geschehen im Land und nur für 27 Prozent die Bundespolitik wichtiger war, profitiert die CDU zudem von gewachsenem Standortvertrauen: Während Schleswig-Holstein für inzwischen 63 Prozent (2017: 56 Prozent) gut für kommende Aufgaben gerüstet ist, wird der größten Regierungspartei bei den wahlrelevanten Themen die eindeutig höchste Zukunfts- und Wirtschaftskompetenz zugeschrieben. Bei Bildung/Schule oder Infrastruktur zeigt die CDU aber relative Defizite – bei Energiepolitik und Klima/Umwelt, dem wichtigsten Themenbereich im Land, liegt die CDU weit hinter den Grünen.