Auf der Suche nach Afrikas Steuermilliarden
DW
Steuereinnahmen könnten einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung afrikanischer Länder leisten. Aber der informelle Sektor und unzureichend erhobene Finanzflüsse sorgen dafür, dass Steuern oft gar nicht erhoben werden.
Unsummen an Steuergeldern entgehen afrikanischen Ländern Jahr für Jahr. Die Gründe liegen etwa in mangelnder logistischer Unterstützung von Geschäftsabwicklungen und in fehlenden Kontrollmöglichkeiten. Das eigentliche Dilemma: Die Mehrheit der arbeitenden Bevölkerung in Afrika ist im informellen Sektor beschäftigt - auf den Märkten, in der Landwirtschaft, im Handwerk, Bau- und Transportgewerbe. Die Mehrzahl kleiner, selbständiger Unternehmen sind nicht angemeldet, sie zahlen weder Steuern noch Sozialabgaben.
Dabei könnten die nicht erfassten Steuereinnahmen erheblich zur Verbesserung der Gesundheit und Bildung, zum Infrastrukturausbau und zu weiteren dringend notwendigen Entwicklungsprojekten in den afrikanischen Ländern beitragen. Laut der Internationalen Arbeitsorganisation ILO arbeiten zwei Milliarden Menschen weltweit in der informellen Wirtschaft, in Afrika beträgt der Anteil 85,5 Prozent.
Nach Zahlen der Weltbank beläuft sich die sogenannte Schattenwirtschaft in Afrika südlich der Sahara gar auf fast 90 Prozent - mit einem Beitrag zum Bruttosozialprodukt von 40 Prozent. In dieser Situation ist das traditionelle Steuersystem laut Weltbank weder effizient noch gerecht.
Wie könnte eine faire Besteuerung aussehen, die die ärmeren Bevölkerungsschichten nicht in eine noch tiefere Krise stürzt? John Gartchie Gatsi von der Cape Coast University in Ghana setzt zunächst auf eine stärkere Einbindung des informellen Marktes: "Wenn wir den informellen Sektor vergrößern und ihn durch verschiedene politische Maßnahmen formalisieren, werden wir nach und nach einen Teil davon in den formellen Sektor überführen, und die Bürger werden ganz normal Steuern zahlen müssen", sagt Gatsi im DW-Interview.
Doch auf dem Weg dahin seien noch manche Hürden zu überwinden: "Wir haben die Bedeutung der Digitalisierung, der Automatisierung von Systemen erkannt, diese aber nicht konsequent umgesetzt." Auch Ghana habe - wie viele afrikanische Länder - nationale Identifikations-Systeme entwickelt. Aber anstatt sich an Ländern wie Deutschland oder Schweden zu orientieren, benutze Ghana die persönliche Identifikationsnummer ausschließlich dafür, festzustellen, wer ein Bürger ist und wählen darf, sagte Gatsi. Europäische Regierungen nutzten dieses Ausweissystem hingegen auch, um die wirtschaftlichen Aktivitäten zu vernetzen und so mehr Transparenz herzustellen.