
Auf dem Weg in die politische Isolation
Die Welt
Parteibuch, Bundestagsbüro, Ehrenmitgliedschaften: Für Gerhard Schröder steht mit seiner Treue zu Moskau viel auf dem Spiel, seine Partei erhöht den Druck. Am Mittwoch meldete sich nun Schröders Ehefrau zu Wort – auf ein Einlenken deutet wenig hin.
Rückblickend verwundert es, dass die SPD Gerhard Schröder nicht schon vor Jahren fallen ließ. Der Ex-Kanzler gab sein Bundestagsmandat nach seiner verlorenen Wahl zurück und verkündete im Dezember 2005, 17 Tage nach der Amtsübergabe an Angela Merkel, den Aufsichtsratsvorsitz bei der Nord Stream AG zu übernehmen.
Seitdem stehen die SPD und Schröder in einem schwierigen Verhältnis: erst wegen der Agenda 2010, nach der russischen Annexion der Krim wegen seiner Engagements für russische Energiekonzerne und seiner Freundschaft zu Wladimir Putin. Den vorläufigen Höhepunkt dieser Entfremdung erlebt Schröder seit Beginn des Ukraine-Krieges. Immer mehr Vertraute und Institutionen wenden sich von ihm ab, doch Schröder hält dem russischen Präsidenten weiter die Treue. Der Altkanzler befindet sich auf dem Weg in die politische Isolation.