Atomstreit mit Iran: An der Schwelle zum islamischen Nuklearstaat
Frankfurter Rundschau
An der Schwelle zum Nuklearstaat: Die Atomgespräche mit dem Iran scheinen festgefahren. Israel macht Druck mit unverhüllten Drohungen.
Teheran - Im Konflikt mit Iran hat Israel schon öfter die Reizkarte einer militärischen Option gezückt. Seitdem in Wien die internationale Diplomatie wieder mit iranischen Delegierten über eine Rettung des Atomdeals von 2015 verhandelt, vergeht kaum ein Tag, ohne dass sich israelische Fürsprecher eines Präventivschlags aus der Ferne zu Wort melden. Ähnlich wie zu Zeiten Benjamin Netanjahus herrscht in der Regierung Naftali Bennett die Überzeugung vor, dass nur ein unnachgiebiger Kurs den Hardlinern in Teheran die Gelüste auf eine Atombombe austreiben könne. Ein Standpunkt, der auch in Washington Gehör findet.
So gab Verteidigungsminister Benny Gantz während seines jüngsten Besuchs in den USA bekannt, er habe die israelischen Streitkräfte angewiesen, sich operativ auf einen möglichen Schlag gegen den Iran vorzubereiten. Gerade weil das Regime in Teheran „derzeit schlechte Karten“ habe, müsse man ihm international Druck machen – „diplomatisch, wirtschaftlich und militärisch, damit der Iran seine Fantasien über das Nuklearprogramm aufgibt“.
Auch aus Israels Sicherheitsapparat sind kaum verhüllte Drohungen zu vernehmen. Mossad-Chef David Barnea versprach öffentlich, er und sein legendärer Geheimdienst seien Garant dafür, dass der Iran „weder in ein paar Jahren, noch irgendwann“ in den Besitz von Kernwaffen gelange. Ohne Billigung von Premier Bennett hätte er sich kaum so weit vorgewagt. Der wiederum betonte, bei allem Respekt für die amerikanischen Freunde: die Zusage habe man denen nicht erteilt.