
Atomkraft auf dem Vormarsch? Was gegen ein Comeback in der EU spricht
Frankfurter Rundschau
Die EU wird Atomkraft wohl als klimafreundlich einstufen. Doch das muss das Ziel eines nachhaltigen Europas nicht verhindern. Der Leitartikel.
Frankfurt - Der mehr als umstrittene Taxonomievorschlag der EU-Kommission zeigt nicht nur, zu welch widersprüchlichen und aus Sicht von Gegnerinnen und Gegnern der Atomkraft unsinnigen Entscheidungen Brüssel in der Lage ist. Es verdeutlicht auch, wie schwierig und holprig der Weg der Staaten der Europäischen Union sein wird, das selbst gesteckte Ziel einer nachhaltigen Wirtschaft zu erreichen.
Denn offensichtlich ist die Mehrheit der EU-Staaten nicht bereit, dem vielzitierten deutschen Weg zu folgen und Atomkraftwerke möglichst rasch abzuschalten und schnell auf nachhaltige Energien zu setzen. Deshalb hat die EU-Kommission einen seltsam unentschlossenen Kompromiss ausarbeiten müssen. Doch dafür ist Brüssel nicht alleine verantwortlich.
Vor allem Frankreich will weiter auf nukleare Anlagen setzen, weil die überteuerte Art der Energiegewinnung für die Atommacht unabdingbar scheint und zudem rund 200 000 Arbeitsplätze daran hängen. Allerdings hat Paris die angeblich besseren neuen AKW noch nicht gebaut. Es vergehen in der Regel Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, bis sie überhaupt hochgezogen werden. Zudem explodieren fast immer die Kosten wie das britische Beispiel Hinkley Point zeigt. Es bleibt also die vage Hoffnung, dass womöglich deutlich weniger davon entstehen, als Präsident Emmanuel Macron anvisiert.