Asteroid rast nah an Erde vorbei – und nutzt gefährliche Beobachtungslücke aus
Frankfurter Rundschau
Ein Asteroid rast in geringer Entfernung an der Erde vorbei – erst vier Stunden später wird er entdeckt. Es stellt sich heraus: Er hat eine Beobachtungslücke genutzt.
Frankfurt – Es gab keine Vorwarnung, denn niemand hat ihn kommen sehen: Am vergangenen Sonntag (31.10.2021) ist ein Asteroid in einer Entfernung von nur 3000 Kilometern an der Erde vorbeigerast. 3000 Kilometer Entfernung – das ist zwar deutlich höher als die Flugbahn der Internationalen Raumstation ISS (etwa 400 Kilometer), aber doch auch deutlich näher an der Erde als der Ring geostationärer Satelliten, die sich in einer Höhe von knapp 36.000 Kilometern über der Erde befinden.
Erst vier Stunden nach seiner größten Annäherung an die Erde wurde der Asteroid 2021 UA1 entdeckt – er kam aus der Richtung der Sonne und konnte damit einen „blinden Fleck“ im bestehenden Asteroiden-Beobachtungsnetz ausnutzen: Asteroiden, die aus dieser Richtung kommen, können derzeit nicht rechtzeitig entdeckt werden. Wie verheerend diese Lücke sein kann, wurde erstmals deutlich, als im Februar 2013 ein Bolide über der russischen Stadt Cheljabinsk explodierte und dort tausende Scheiben bersten ließ und zahlreiche Menschen durch die Druckwelle verletzt wurden. Auch dieser Asteroid kam aus Richtung der Sonne und war nicht rechtzeitig entdeckt worden.
Der Asteroid von Cheljabinsk war jedoch wahrscheinlich mindestens zwanzigmal größer als der Asteroid 2021 UA1. Fachleute schätzen, dass er einen Durchmesser von etwa zwei Metern hat. Hätte er die Erde tatsächlich getroffen, wäre ein Großteil des Asteroiden mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit in der Erdatmosphäre verglüht.