
Arbeitsverbot für Frauen sorgt für Sturm der Entrüstung
DW
Nach dem Willen der Taliban sollen Frauen nicht mehr für Hilfsorganisationen im Land arbeiten dürfen. Der Schritt löst Sorge um die weitere Entrechtung von Frauen in Afghanistan aus. Erste NGOs ziehen Konsequenzen.
Als Reaktion auf ein von den Taliban gefordertes Arbeitsverbot für Frauen bei Nichtregierungsorganisationen (NGOs) in A fghanistan haben mehrere Hilfsorganisation in dem bitterarmen Land ihre Arbeit eingestellt. "Wir können Kinder, Frauen und Männer in dringender Not nicht ohne unsere weiblichen Angestellten erreichen", teilten die Hilfsorganisationen Care, Save the Children und die Norwegische Flüchtlingshilfe gemeinsam mit.
Die Ankündigung der militanten Islamisten löst weltweit Sorge aus. Unter anderem der UN-Generalsekretär, die EU-Kommission und die Außenminister der USA und Deutschlands verurteilten den Schritt. Das afghanische Wirtschaftsministerium hatte in einem Schreiben gefordert, Mitarbeiterinnen aller nationalen und internationalen NGOs bis auf Weiteres von ihrer Arbeit zu suspendieren.
Grund dafür sei, dass die Frauen die Vorschriften der militant-islamischen Taliban-Führung in Bezug auf das Tragen eines Hidschabs, also eines Kopftuchs, nicht einhielten. Komme eine Organisation dieser Anordnung nicht nach, werde ihre Lizenz entzogen, heißt es in dem Schreiben.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock wies die Forderung zurück. "Wir werden nicht akzeptieren, dass die Taliban die Humanitäre Hilfe zum Spielball ihrer Frauenverachtung machen", twitterte die Grünen-Politikerin. "Sie rauben der Hälfte der Bevölkerung ein weiteres Grundrecht, brechen humanitäre Prinzipien und gefährden die lebenswichtige Versorgung der Menschen." Geschlechtsbezogene Verfolgung könne auch ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit sein. "Wir setzen uns für eine deutliche Reaktion der internationalen Gemeinschaft ein."
UN-Generalsekretär António Guterres sei "zutiefst beunruhigt" über die angebliche Anordnung der Taliban, teilte sein Sprecher Stéphane Dujarric in New York mit. "Diese Entscheidung wird die Arbeit zahlreicher Organisationen untergraben, die im ganzen Land den Schwächsten helfen, vor allem Frauen und Mädchen." Die Vereinten Nationen und ihre Partner, einschließlich nationaler und internationaler NGOs, unterstützten derzeit mehr als 28 Millionen Afghanen, die für ihr Überleben von humanitärer Hilfe abhingen.