
Arbeiterkind, Autor, bekehrter Trump-Jünger
n-tv
Einst verglich J.D. Vance Trump mit Hitler oder schrieb bündig: "Was für ein Idiot". Nun kürt der Republikaner den Arbeiterklasse-Aufsteiger zu seinem Vize im Rennen ums Weiße Haus. Ob der gefeierte Romancier seinem Ziehvater tatsächlich den Arsch küsst, wie der einmal sagte, wird sich zeigen.
J.D. Vance wandelte sich vom scharfen Kritiker zum glühenden Verehrer von Donald Trump: Nun hat der Ex-US-Präsident den 39-jährigen Senator des Bundesstaats Ohio als Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten auserkoren. Die Nominierung besiegelt die glänzende und ungewöhnliche Karriere des Mannes, der als Stimme des abgehängten Amerikas schlagartig berühmt geworden war.
Vance war Soldat, Bestseller-Autor und Finanzinvestor, bevor er als Senator im Kongress in den vergangenen Jahren unermüdlich die Anliegen des Ex-Präsidenten wie etwa Wirtschaftsprotektionismus und den Kampf gegen die illegale Migration verteidigte. In anderen Fragen wie etwa bei der Abtreibung ist Vance hingegen konservativer als Trump. Das Wahlkampfteam von US-Präsident Joe Biden bezeichnete Vance als einen "Extremisten", der das Ergebnis der Präsidentschaftswahl 2020 leugne und ein "nationales Abtreibungsverbot" befürworte. Zudem wolle er "die Steuern für Familien der Mittelklasse erhöhen und gleichzeitig weitere Steuersenkungen für die Reichen durchsetzen".
"Ich habe ein gutes Gedächtnis. Wenn Ihr Trump und die heute von ihm unterstützten Kandidaten bekämpft, bittet mich nicht in einem Jahr, für Euer Gesetz zu stimmen oder die Projekte, die Euch am Herzen liegen", warnte der Senator mit dem runden Gesicht, makellosem Scheitel und gepflegtem Bart Anfang dieses Jahres. Seine Kritiker spotteten über diese Worte und sahen eine gewisse Ironie: Bevor er Donald Trump mit Zähnen und Klauen verteidigt habe, habe Vance nicht mit Kritik an dem Milliardär gespart.

Sie hatten sich doch längst verabschiedet, nun sind sie wieder da: Der ganze alte Bundestag kommt in Berlin zusammen, um über die Schuldenpläne von Union und SPD zu diskutieren. Im Zentrum des Geschehens: die Grünen. Um deren Zustimmung werben die kommenden Regierungsparteien. Doch die zieren sich genüsslich.