App für bedrohte Juden statt der „tausendsten Betroffenheitsrede“
Die Welt
Avitall Gerstetter hat sich nach den antisemitischen Demos im Mai gefragt, ob Juden noch einen Platz in Deutschland haben. Die Kantorin wirft der Politik Untätigkeit vor. Deshalb hat sie die App „HelpDavid“ entwickeln lassen, die bedrohten Juden helfen soll.
Mitte Mai dieses Jahres in Berlin-Neukölln: Am sogenannten Nakba-Tag, an dem die israelische Staatsgründung als „Katastrophe“ (arabisch: Nakba) dargestellt wird, ist die Stimmung aufgeheizt. Vor allem junge arabisch- und türkischstämmige Männer sind unterwegs, insgesamt kommen 3500 Menschen zusammen. „Mohammeds Armee wird zurückkommen“, schallt es durch die Straßen. „Beschießt Tel Aviv“ – „Die Steine wurden zur Kalaschnikow“ – „Die Intifada ist die Lösung“. Avitall Gerstetter ist an diesem Tag in Neukölln, um die Proteste zu beobachten. Kurz zuvor hatte sie mitbekommen, dass einmal wieder eine israelfeindliche Demonstration durch ihre Stadt ziehen soll. Die Musikerin, die 2001 die erste jüdische Kantorin in Deutschland wurde, ist geschockt von der aggressiven Stimmung und den Gewaltfantasien, die sie erleben muss.More Related News