Antonio Rüdiger vom FC Chelsea: Ein brüllender Löwe
Frankfurter Rundschau
Antonio Rüdiger entwickelt sich nicht nur zu einem Top-Verteidiger beim Champions-League-Sieger FC Chelsea, sondern auch zu einem Vorredner im Kampf gegen Rassismus.
Manchmal, das hat Antonio Rüdiger bereits vor einigen Jahren erzählt, kauft er sich zum Runterkommen von all dem Trubel einfach ein Ticket für den Zoo. Dort kann er abschalten, seine Gedanken sortieren, versuchen, Körper und Geist in Einklang zu bringen. Rüdiger also, Verteidiger beim amtierenden Champions-League-Sieger FC Chelsea und in der deutschen Nationalmannschaft, schreitet dann vorbei am tierischen Treiben, erfreut sich daran und steuert schließlich doch auf ein ganz bestimmtes Gehege zu, eigentlich immer auf jenes der Löwen. Diese anmutigen Raubtiere, deren durchdringenden Augen, die majestätischen Mähnen – sie haben es Antonio Rüdiger angetan. „Ein Löwe“, sagt er, „ist so mächtig, er hat eine Aura.“ Sie fasziniert ihn. In einem Löwe könne man nur Stärke erkennen, keine Schwäche. „Er hat keine Angst.“ Etwas, das Antonio Rüdiger tief beeindruckt, weil er auch so sein will, weil er diese pure Kraft, die Energie, das Zutrauen in sich selbst auch ausstrahlen möchte - zumindest auf dem Fußballfeld.
Antonio Rüdiger, 28, geboren in Berlin, aufgewachsen im heutigen Hipster- und einstigen Problembezirk Neukölln, verteidigt zurzeit auf dem Höhepunkt seines bisherigen fußballerischen Schaffens. Unter dem deutschen Erfolgstrainer Thomas Tuchel blüht er auf und lässt die düsteren Zeiten auf der Ersatzbank (oder der Tribüne) des Londoner Spitzenklubs hinter sich. Er führt die Abwehr der Blues an, obwohl es da ja noch andere Anführer gibt wie Thiago Silva, 37, oder César Azpilicueta, 32. Rüdiger aber zeigt regelmäßig Topleistungen, seinen wuchtigen Körper wuchtet er in die traditionell wuchtigen Zweikämpfe auf der Insel – das hat er zwar schon immer so gemacht, und auch geliebt, jetzt aber gewinnt er die Duelle eben auch zuhauf, deutlich häufiger jedenfalls als früher.
Schon früh, damals beim VfB Stuttgart, wo Rüdiger seine Profikarriere begann, ist dessen Talent zu erkennen. Er bringt als Rohdiamant bei den Schwaben viel mit, um zu einem veritablen Abwehrmann zu reifen: seinen stabilen Körper, auch gewisse fußballerische Fähigkeiten. Nicht umsonst schließt er sich später dem AS Rom und schließlich dem FC Chelsea an, wird unter Joachim Löw zum Nationalspieler.