Antisemitismus-Statistik soll genauer werden
n-tv
Nach jüngsten Angriffen junger Muslime auf Synagogen wächst in der Politik das Bewusstsein, dass der Antisemitismus vielfältig ist. In der Polizeistatistik erwecken starre Kategorien den Eindruck, dass es vor allem Rechtsextreme sind, die Juden angreifen. Nun könnte das Melderegister präziser werden.
Die Statistiken der Polizei verorten die meisten antisemitischen Straftaten im rechten Spektrum. Gewalt und Hass gegen Juden geht demnach in mehr als 90 Prozent der registrierten Fälle von Neonazis aus, so die aktuellen Erkenntnisse des Bundeskriminalamtes für das Jahr 2020. Doch die Statistik könnte verzerrt sein, weil die Kategorien der Polizeistatistik auch alle unklaren Fälle – etwa muslimischen Antisemitismus – pauschal rechts einsortieren. Das soll sich nun ändern. Auf der nächsten Sitzung der Innenministerkonferenz (IMK), die am Mittwoch beginnt, unternehmen Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen einen gemeinsamen Vorstoß, um die Erfassung von antisemitischen Straftaten bundesweit zu präzisieren. Der nordrhein-westfälische Ressortchef Herbert Reul von der CDU sagte der "Welt": "Rechtsextrem, linksextrem oder aus dem Ausland importiert - Antisemitismus hat unterschiedliche Facetten." Das hätten auch die Vorgänge an der Gelsenkirchener Synagoge, wo es im Mai antisemitische Ausschreitungen gegeben hatte, nochmals deutlich gezeigt. "Um gezielt gegen die unterschiedlichen Ausprägungen von Antisemitismus vorzugehen, brauchen wir eine präzise und differenzierte Analyse", betonte Reul. Deshalb gingen NRW und Baden-Württemberg mit einem gemeinsamen Vorstoß voran.More Related News