Antisemitismus könne man nicht per Dekret entfernen, sagt die Ministerin
Die Welt
Die Erwartungen waren riesig. Endlich würde sich die Documenta dem Antisemitismus in Kassel stellen. Doch ausgerechnet zwei Betroffene mahnten an diesem Abend im Fridericianum vergeblich. Und wo waren eigentlich die Verantwortlichen?
Es ist eine entspannte Atmosphäre bei der Documenta in Kassel. Gruppen von Kunstinteressierten schieben sich durch die Ausstellungsräume. Immer wieder sitzen Menschen im Kreis, massieren sich, halten Fäden oder hämmern irgendwas, getreu dem offiziellen Motto „make friends not art“. Kollektive Praxis ist das Stichwort der diesjährigen Weltkunstschau.
Und man wundert sich, dass dabei oft nicht mehr als Sitzkreisatmosphäre herauskommt – bis auf ein paar Ausnahmen, wie der Videoarbeit von Hito Steyerl. Dazu gehört auch, dass die Kritik an den Brutalitäten des weltweiten Kapitalismus oft mit einem Rückgriff auf Kultur, Tradition und Kollektiv daherkommt, sodass ein paar antisemitische Darstellungen in der als Widerstand etikettierten Mischung aus Praxisfetischismus, Do-it-Yourself-Glorifizierung und Ethnokitsch kaum weiter auffallen.