Antijudaismus: Der Altar, die Stadt und die Pest
Frankfurter Rundschau
Stefan Lochner, ein Virtuose der Malerei um 1440, brachte in einem seiner Hauptwerke, dem Kölner „Altar der Stadtpatrone“, die Vertreibung der Juden unter.
Gebettet auf Grün, vor einem makellosen Goldhintergrund, die Huldigung durch die Hl. Drei Könige. Gleichsam geerdet in Gras die Muttergottes mit ihrem Kind, um sie gruppiert Herrschaften, Mannsbilder in herrlichen Gewändern, schimmernden Rüstungen, mit spitzen Hüten. Kein Josef jedoch, aber auch kein Esel, kein Ochse, kein Stall auf den drei Tafeln des Altarbildes, die der Künstler durch eine Wiese miteinander verband, einen angenehm anzuschauenden Naturteppich. Darin vorwitzig zahlreiche Pflanzen, dem Maler sehr vertraut. Doch nur anmutig gibt sich die Anbetung nicht, ist sie doch eine, in der er es vor Waffen nur so klirrt. Klirrt? Was für die Meisterschaft des Malers spräche. Vielerlei Details in diesem ungemein filigran gemalten „Altar der Stadtpatrone“, die der Nachwelt Rätsel aufgegeben haben. So auch eine Figur im Hintergrund, hinter der Schulter des Ritters Gereon, ein Mann mit grüner Kappe. Er ist doch nicht etwa – der Maler selbst, Stefan Lochner? Wird hier und da so gesehen, was zu der Vielzahl der Fragen und weiterer Vermutungen zu diesem Werk passt. Etwa denjenigen, welche Bedeutung für den Mittelaltermenschen Kartäusernelke, Stechender Mäusedorn oder Spitzwegerich hatten. Die Pflanzen alle ausgeführt bis ins Detail, gemalt nach der Natur, waren über ihren phänomenalen Realismus hinaus von symbolischer Bedeutung. Und nicht zuletzt war da, neben der praktischen Wirkung der Heilkräfte, der Glaube an ihre Wunderkräfte. In seinem Bild brachte Stefan Lochner unter den Pflanzen auch solche unter, die gegen die Pest Wirkung zeigen sollten, bei gar 33 der 40 identifizierten Gewächse handelt es sich um „Pestgewächse“, von denen das Mittelalter annahm, es helfe gegen die Seuche: die Kriechende Günsel, der Echte Nelkenwurz, das Gewöhnliche Lederblümchen.More Related News