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Anstrengende Wahl
Frankfurter Rundschau
Die meisten Deutschen wollen eine pragmatische Politik. Sie müssen sich nun überlegen, wem sie die Führung des Landes am ehesten zutrauen.
Früher war nicht alles besser, aber manches übersichtlicher und einfacher – zum Beispiel am Wahlsonntag. Ausschlaggebend für die Stimmabgabe war in erster Linie das Milieu, aus dem man stammte. Bauern und Beamte wählten die CDU, Arbeiterschaft und kleinere Angestellte die SPD, für die obersten zehn Prozent war die FDP da. Lange überlegen musste niemand. Das ist heute anders. Die Milieus haben sich aufgelöst, die Parteienlandschaft ist zersplittert, die Zahl der Stammwähler:innen wird immer kleiner. Die meisten Menschen wollen eine pragmatische, auf gesellschaftlichen Wohlstand, Zusammenhalt und Zukunftsfähigkeit ausgerichtete Politik. Die Wahlentscheidung wird dadurch anstrengender, denn alle müssen sich überlegen, wem sie eine solche Politik und damit die Führung des Landes am ehesten zutrauen. Favorit Armin Laschet, dessen Union noch immer in den Umfragen führt, hat Zweifel aufkommen lassen, ob er das Format für das Kanzleramt hat. Grund ist nicht die Debatte über eine abgeschriebene Passage in einem zwölf Jahre alten Buch, auch nicht der feixende Auftritt im Katastrophengebiet, sondern die fehlende Ernsthaftigkeit, mit der Laschet scheinbar alle Dinge, von der Pandemie bis zum Wahlprogramm der CDU angeht. Man weiß nicht, wofür dieser Mann steht, man weiß nicht, warum er ins Kanzleramt will, und vor allem weiß man nicht, ob er dort in schwierigen Situationen bestehen würde. Sein Krisenmanagement in Nordrhein-Westfalen ist in dieser Hinsicht nicht gerade ein Empfehlungsschreiben.More Related News