Anschlag auf Nord-Stream-Pipelines - Schweden gibt neue Details bekannt
Frankfurter Rundschau
Seit Monaten ermittelt Schweden zu den Nord-Stream-Explosionen. Jetzt will die Staatsanwaltschaft wichtige Erkenntnisse erlangt haben.
Stockholm – Rund ein halbes Jahr ist es her, dass nahe der dänischen Ostseeinsel Bornholm mehrere Nord-Stream-Pipelines gesprengt worden sind. Doch trotz verschiedener Ermittlungen sowie zahlreichen Spekulationen ist noch immer nicht geklärt, wer hinter dem Anschlag steckt. Während die Spuren zuletzt auf eine mutmaßlich pro-ukrainische Gruppe auf Rügen hingewiesen haben, hatte Wladimir Putin in der Vergangenheit unverhohlen die USA beschuldigt.
Nun erklärte die schwedische Staatsanwaltschaft, dass höchstwahrscheinlich ein „staatlicher Akteur“ für die Explosionen verantwortlich sei. Doch auch sie wiesen darauf hin, dass die Identität des Täters nach wie vor unklar sei. „Wir schließen nicht aus, dass auch nicht-staatliche Akteure dazu in der Lage sind“, sagte Staatsanwalt Mats Ljungqvist der schwedischen Nachrichtenagentur TT. „Aber dann haben wir es mit sehr wenigen Unternehmen oder Gruppen zu tun. In Anbetracht aller Umstände ist unsere wichtigste Spur, dass ein Staat dahintersteckt.“
Ljungqvist betonte, dass der Fall sehr komplex sei und die Ermittlungen daher viel Zeit in Anspruch nähmen. Die Staatsanwaltschaft machte keine Angaben dazu, wann die schwedischen Ermittlungen abgeschlossen sein werden. Bei dem „Verbrechen“ hätten die Detonationen immerhin „80 Meter unter der Wasseroberfläche auf dem Meeresboden“ stattgefunden, argumentierte der Staatsanwalt.
Behörden sowie Ermittlerinnen und Ermittler in Dänemark, Schweden und anderen Ländern vermuteten schon früh, dass es sich bei den Explosionen im September 2022 um vorsätzliche Anschläge handelte. Bereits im vergangenen Jahr hieß es aus Schweden, dass man Reste von Sprengstoff an mehreren aufgefundenen „Fremdkörpern“ entdeckt habe. Die Pipelines waren zu diesem Zeitpunkt aufgrund von Differenzen zwischen Russland und der Europäischen Union im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg nicht in Betrieb.
Die USA und einige ihrer Verbündeten haben die Pipelines in der Vergangenheit häufig kritisiert und davor gewarnt, dass sie ein Risiko für die Energiesicherheit Europas darstellen – Staaten wie Deutschland würden sich von Russland abhängig machen, hieß es jahrelang. (nak)