
Anne Hidalgo hofft auf den Olaf-Scholz-Effekt
Frankfurter Rundschau
Die Pariser Bürgermeisterin geht für Frankreichs Sozialisten in die Präsidentschaftswahl, liegt aber in Umfragen zurück
Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo geht für die französischen Sozialisten in die Präsidentschaftswahl. Um gegen Staatschef Emmanuel Macron eine Chance zu haben, muss sie aber zuerst noch die ganze Linke hinter sich scharen. Hidalgo setzte sich am Donnerstagabend in einer parteiinternen Wahl gegen den früheren Agrarminister Sébastien Le Foll durch. Sie erhielt rund 70 Prozent der Stimmen.
Mit einer roten Rose in der Hand erklärte sie sich willens, eine „Regierung der gesamten Linken“ anzuführen. Le Foll hatte den Urnengang schon im Vorfeld als abgekartete Sache bezeichnet: Hidalgo habe zusammen mit Parteichef Olivier Faure jede inhaltliche Debatte verhindert.
Die 62-jährige Bürgermeisterin von Paris ist nach Ségolène Royal im Jahr 2007 die zweite Präsidentschaftskandidatin der Parti Socialiste (PS). Sie stammt aus Andalusien und war mit ihren Eltern – sie Näherin, er Elektriker – im Alter von drei Jahren nach Lyon gekommen. In Paris wurde sie nach der Einbürgerung und „Franzisierung“ ihres spanischen Vornamens Ana María zuerst Arbeitsinspektorin, bevor sie in die Politik einstieg. Von ihrem Mentor, dem langjährigen Pariser Bürgermeister Bertrand Delanoë, übernahm sie die Anti-Auto-Politik. Als Oberbürgermeisterin hob sie ab 2014 die Schnellstraßen entlang der Seine definitiv auf und verbannte Dieselmotoren aus der Stadt; kürzlich führte sie auf dem Stadtgebiet Tempo 30 ein. Entlang der breiten Boulevards schuf sie während der Corona-Krise „provisorische“ Radspuren, die langsam, aber sicher definitiv werden.