Anklage gegen Reserveoffizier wegen Spionage für Russland
DW
Deutsche Ermittler sind jüngst gleich mehreren mutmaßlichen Russland-Spionen auf die Schliche gekommen. Mitten im Ukraine-Krieg wird ein neuer Fall bekannt. Der Mann soll Brisantes zu Nord Stream 2 weitergegeben haben.
Die Bundesanwaltschaft hat Anklage gegen einen Reserveoffizier der Bundeswehr erhoben, der für einen russischen Geheimdienst spioniert haben soll. Der Mann sei stellvertretender Leiter eines Kreisverbindungskommandos gewesen und habe mehreren Ausschüssen der deutschen Wirtschaft angehört, teilte die Behörde in Karlsruhe mit. Zwischen 2014 und 2020 soll er dem Geheimdienst demnach Dokumente und Informationen zugespielt haben.
Demnach verschaffte er Russland so Einblicke in die deutsche Wirtschaft, etwa zu den Folgen der im Jahr 2014 gegen Russland verhängten Sanktionen und zur geplanten Gaspipeline Nord Stream 2. Außerdem habe der 65-Jährige Informationen über das Reservistenwesen der Bundeswehr und die zivil-militärische Zusammenarbeit geliefert, hieß es weiter.
Zudem habe der Angeklagte dem Geheimdienst persönliche Daten von ranghohen Bundeswehrmitgliedern und Angehörigen der deutschen Wirtschaft gegeben, auch ihre privaten Kontaktdaten. Auch einen Überblick über die Sicherheits- und Verteidigungspolitik der USA und ihrer westlichen Verbündeten habe er seinen Ansprechpartnern verschafft. Untersuchungshaft wurde bislang nicht angeordnet. Über die Anklage muss nun das Oberlandesgericht Düsseldorf entscheiden.
In den vergangenen Jahren waren mehrfach mutmaßliche Spione in russischem Auftrag aufgeflogen. In München steht derzeit ein Russe vor Gericht, dem Spionage im Bereich Raketenforschung vorgeworfen wird. Ein anderer Beschuldigter soll Grundrisse von Bundestagsgebäuden weitergegeben haben. Auch ein früherer Mitarbeiter der britischen Botschaft in Berlin wird verdächtigt, einem russischen Geheimdienst gegen Geld Dokumente besorgt zu haben.
fab/wa (afp, dpa, rtr)