Als "Reizfigur" Matthäus einen Kultklub im Osten aufmischte
n-tv
Vor zwanzig Jahren versprach Lothar Matthäus dem Fußball im Osten seine Hilfe - und Lok Leipzig eine Halbzeit im Trikot des Klubs. Die Vorstellung, dass ein Weltmeister für einen Elft-Ligisten auflaufen würde, elektrisierte natürlich sofort alle.
"Es war einfach geil! Hier riecht es noch nach Fußball", meinte ein verschwitzter, aber sichtlich glücklicher Lothar Matthäus am späten Abend des 13. Mai 2005. Einige Monate zuvor hatte im Dezember vor zwanzig Jahren der damalige Trainer der ungarischen Nationalmannschaft in seiner Fußball-Kolumne versprochen, dass er "im Osten richtig mitanpacken" wolle und sogar einen Einsatz für den Traditionsverein Lokomotive Leipzig in Aussicht gestellt: "Ich würde sogar mal für 45 Minuten für Lok spielen, um für Interesse zu sorgen. Das ist hiermit versprochen!" Und Lothar Matthäus sollte Wort halten.
Die Vorstellung, dass ein Weltmeister für einen Elfligisten in der 3. Kreisklasse auflaufen würde, elektrisierte natürlich sofort alle. "Sie können sich gar nicht vorstellen, was jetzt hier in Leipzig los ist. Die Leute drehen komplett durch. Lothar bei Lok, das ist mehr als ein Weihnachtsgeschenk - das ist sensationell", meinte der Präsident des Klubs, Steffen Kubald. Die Begeisterung war allerdings auch mehr als verständlich, denn nur ein Jahr zuvor war der Verein, mit so viel Geschichte und Vergangenheit, nach einer Insolvenz neu gegründet worden - und musste wieder ganz unten und ganz von vorne beginnen.
Eine Sache, die auch Lothar Matthäus ansprach, als er, erfreut über die Reaktionen auf sein Angebot, sich intensiver mit der Historie und aktuellen Lage des Klubs beschäftigte: "Der DFB muss diesen Verein begnadigen. Es kann ja wohl nicht wahr sein, dass Lok an die 15 Jahre brauchen soll, um aus der 3. Kreisklasse bis in die Bundesliga zu kommen. So funktioniert das nicht!" Doch an den Regularien konnte auch der Weltmeister von 1990 nichts ändern. Und so spielte der damalige Elfligist tatsächlich manchmal vor unglaublichen 3.000 Zuschauern - und musste sich dennoch in Geduld üben. Der Weg zurück sollte steinig werden.
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